Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Wie unsere wU14 die Zwischenrunde der Deutschen Meisterschaft erlebt haben bei
- Lange nicht mehr gemacht – immer noch toll: mit den B-Mädchen auf einem Vorbereitungsturnier bei
- MB-Meister: Der pure Waaaaahnsinn … und fast wären wir durch die Decke gegangen!!!!! bei
- DHB Zertifikat für junges Engagement für Leo Kunert – RPB gratuliert bei
Anmeldung
Hockey – eine Zeitreise Teil X: 1966 die Torwartmaske kommt – Beginn der Revolution der Torwartausrüstung
Veröffentlicht von Frank Haustein | Abgelegt unter News, Zeitreise
Meine letzte Hockeyzeitreise liegt nun schon zwei Monate zurück. Damals berichtete ich hier in unserer Homepage über ein Feuerwerk an Regeländerungen in den vergangenen 60 Jahren. Heute setze ich diese Zeitreise mit einem Rückblick auf die Revolution der Torwartausrüstung seit 1966 fort. Als ich 1959 mit dem Hockeyspielen begann, waren die Torwarte tollkühne Leute, die jeden Schuss „hautnah“ miterlebten. Sie waren nur geschützt durch ein Paar Lederschienen und –kicker, ein Paar Lederhandschuhe und einen Unterleibschutz – mehr nicht.
Der Transport dieser Torwartausrüstung war damals ein Kinderspiel. Schienen und Kicker wurden mit den Lederriemen um den Hockeyschläger gebunden und fertig war das Hockeypaket. Riesige, sperrige Hockeykoffer waren nicht nötig.
Als schon immer an Hockeygeschichte und Hockeygeschichten Interessierter ist mir eine Parade der Köthener Hockeytorwartlegende Eddy Meyer in Erinnerung über die die DDR Sportzeitung „Sportecheo“ 1953 unter der Überschrift „Einarmiger Hockeytorwart Eddy Meyer köpft Ball von der Torlinie“ berichtet haben soll.. Ich habe mich bei meinem Erfurter Freund Horst Szuba erkundigt, der die Episode bestätigte. Was war passiert? Bei einem Spiel zwischen Turbine Erfurt und Motor Köthen stand Eddy Meyer im Köthener Tor. Durch eine Kriegsverletzung hatte er nur noch einen Arm. Er spielte immer mit einer Schiebermütze und mit eben nur dieser Schiebermütze geschützt köpfte er mit einer Reflexbewegung einen Erfurter Torschuss über die Querlatte.
In den 1950- er und 1960-er Jahren war es übrigens durchaus nicht unüblich, dass Torwärter mit Schiebermützen spielten, wie nachstehendes Foto vom Heidelberger Goalkeeper Hermann Winkler zeigt, der von 1962 bis 1964 für die BRD-Auswahl im Tor stand.
Auch in unserem Verein hatten wir in den 1960-er Jahren mit Wolfgang Voye übrigens einen Torwart, der notfalls seinen ungeschützten Kopf hinhielt, um den Ball abzuwehren.
Wolfgang Voye 1966 in einem Trainingsspiel unserer Herrenmannschaft gegen die DDR-Nationalmannschaft an der Sportschule in Kienbaum
1966 ist das Jahr, in welchem dann erstmals ein Gesichtsschutz durch Torhüter ausprobiert wurden.
Die Auswahltorhüter der DDR-Nationalmannschaft Rainer Stephan und Hans-Dietrich Sasse ließen sich nach dem Vorbild der Torwartkollegen aus der DDR-Eishockeyhochburg Crimmitschau Torwartmasken anpassen. Hans-Dietrich Sasse (Torwart der DDR-Nationalmannschaft von 1963-1979) berichtete darüber in der DHZ vom 18.01.2007: Wir „fuhren zur Anprobe nach Crimmitschau. Erst musste ein Gipsabdruck angefertigt werden … Diese Prozedur war alles andere als angenehm. Das Gesicht wurde eingefettet, die Augen waren mit Mull abgedeckt, die Haare mit einer Badekappe verdeckt und im Mund hatte man einen Schlauch, um etwas Luft zu bekommen. Dann kam im Liegen der Gips drauf und man musste ruhig verharren, bis der hart war. … Nach dieser Form wurde dann das Modell erstellt und darauf im Wechsel Polyester und Glasfasermatten aufgetragen. Vor dem Mund wurde ein Stahldrahtgitter eingearbeitet und die Augenschlitze ausgeschnitten.“ Die Maske wurde dann mit ein paar Gummibändern am Kopf befestigt. Und so sah sie aus – die Torwartmaske aus dem Jahr 1966 (Foto: Sasse)
H.-D. Sasse weiß weiter zu berichten: „Die Hockeywelt staunte nicht schlecht als wir (1966) das erste Mal so auftraten.“ Als die DDR-Nationalmannschaft dann bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko mit Torwartmaske spielen wollte, wurde das von der Turnierleitung verboten. Die Begründung lautete: „Durch den Drahtkorb vor dem Mund können sich die gegnerischen Stürmer verletzen.“ Die Hockey-Torwarte ließen sich durch das „Maskenverbot“ nicht beeindrucken. Mit Hilfe der Radsportmechaniker im Olympischen Dorf gelang es uns –so H.D. Sasse- den Drahtkorb zu entfernen und wir durften erstmals bei einem Olympischen Hockeyturnier unser Gesicht mit einer Maske schützen.
Gesichtsmaske und Torwarthelm mussten allerdings nach dieser Ausnahmegenehmigung in Mexiko noch ihren Weg ins Hockey-Regelwerk finden. Erst auf der FIH-Ratssitzung1969 in Paris wurde beschlossen, den Torleuten beim Hallenhockey ( zunächst nur im Hallenhockey, noch nicht im Feldhockey) Gesichtsmasken zu tragen. Ausdrücklich nicht erlaubt war damals das Tragen von Helmen.
Die Helmpflicht für Torwarte gibt es erst seit 1994.
2005 wird es dann sogar Feldspielern erlaubt, zur Abwehr von Strafecken innerhalb des Schusskreises Gesichtsmasken zu tragen.
Dieser Gesichtsschutz von Torleuten und Feldspielern bei Eckenabwehr hat natürlich auch etwas mit der Entwicklung der „Schusshärte“ zu tun. Als ich mit dem Hockeyspielen anfing, hatte ein scharf geschlagener Ball eine Geschwindigkeit von ca. 80 km/h. Im heutigen internationalen Spitzensport wird ein geschlagener Ball bis zu ca. 165 km/h schnell Geschlenzte Eckbälle erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 125km/h. Da hält kein Torwart mehr seinen ungeschützten Kopf hin. (Anmerkung In einem Test erreichte ein von Christopher Zeller geschlagener Ball eine Geschwindigkeit von 163 km/h. – s. dazu:
http://www.hockeyvideos.de/index.php/dokumentationen/559-kraft-des-balles-welt-der-wunder
Abschließend zu diesem Thema noch folgende Anmerkung, die einen direkten Bezug zu unserem Verein haben:
A) Die erste Torfrau der DDR, die mit Gesichtsmaske spielte, war die aus Köthen stammende Heike Grimm, die von 1980 bis 1986 im Tor der DDR-Nationalmannschaft stand. Heike spielte 1991/92 in unserer Damen-Regionalligamannschaft für Rotation PB.
B) Der erste Torwart unseres Vereins, der sich Ende der 1970-er Jahre in Crimmitschau individuell eine Torwartmaske anfertigen ließ war Hans-Joachim Freudenreich (genannt „Freude“) Dazu musste „Freude“ gleichfalls nach Crimmitschau fahren und die oben beschriebene Prozedur über sich ergehen lassen. Diese rote Maske kann heute noch bei Freude zu Hause bewundert werden.
C) Am 23.September 1982 trug die DDR-Nationalmannschaft auf unserem Hockeyplatz in der Ella-Kay-Straße ein Länderspiel gegen das Nationalteam der VR China aus. Von diesem Spiel habe ich in meinem Archiv ein Foto gefunden, das den Chinesischen Keeper mit einer solchen Gesichtsmaske zeigt.
Länderspiel DDR-VR China am 23.09.1982 auf unserem Hockeyplatz in der Ella-Kay Straße (damals noch Winsstraße)
Zurück