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Der Hockeyclub im Herzen Berlins

Hockey – eine Zeitreise Teil XVI: Hallenhockey contra Hockey im Schnee

Veröffentlicht von Frank Haustein | Abgelegt unter News, Zeitreise

 

Die Hallensaison 2018/19 steht vor der Tür und ist für mich willkommener Anlass einen Blick zurück in die Geschichte des Hallenhockeys zu werfen. Das „moderne Hockey“ wurde zunächst als Feldhockey „draußen im Freien“ gespielt und hatte seine Geburtsstunde mit der Gründung des ersten Hockey-Clubs der Welt 1840 in London. 1896 fand das erste Hockeywettspiel auf deutschem Boden statt – als Feldhockey  (s. Hockey Historie DHB).

Die Geburtsstunde des Hallenhockeys liegt vermutlich im Jahr 1909 in Berlin.  Dazu schreibt Dr. Günther Conradi im SachsenHockey 2 (Nov. 2011): „Das (vermutlich) erste „Wettspiel“  in einer „hallenhockeyähnlichen Sportart“ fand bereits im Jahr 1909 statt. Conradi bezieht sich auf  die Vorschau auf ein Hallensportfest des „Verbandes Berliner Athletik Vereine“ am 7.2.1909  in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten. Dort heißt es in der Zeitschrift Rasensport vom 20.01.1909: „…  Zwar lässt sich das Fußballspiel in einer Halle nicht vorführen, dafür wird ein Hockeywettspiel stattfinden“ … In diesem Spiel standen sich der B.F.C. Preußen Berlin und eine repräsentative Mannschaft  des Berliner Hockeyverbandes gegenüber …“

Auch in Hamburg wurde schon vor dem I. Weltkrieg im Velodrom am Rothenbaum als Pausenveranstaltung eines Radrennens ein Hallenhockeyspiel durchgeführt (s. „Hockey in Deutschland 1909-1984“)

Bis Ende der 1930-er Jahre blieb es wohl bei spärlichen und sporadischen „Ausflügen“ in der Wintersaison in Hockeyhallen.  Bemerkenswert ist sicher, dass in den 1920-er Jahren  nicht nur Vereine des DHB Hallenhockeyspiele austrugen, sondern auch Vereine, die im Arbeitersport (ATSB) organisiert waren. Dazu ist im Magazin „Die Hockeyzeit“ vom 16.11.2006 zu lesen, dass es schon 1921 im Rahmen eines Hallensportfestes des Arbeitersports in der Berliner Printenhalle ein Hockeyspiel „unter dem Dach“ gegeben hat.

(Anmerkung: Zwischen den Weltkriegen gab es insbesondere in Berlin und Leipzig zahlreiche Hockeyvereine, die nicht im DHB sondern in Arbeitersportvereinen organisiert waren, so alleine in Berlin im Jahr 1928 33 im Arbeitersport organisierte Vereine mit ca. 2.500 Aktiven und Funktionären.)

In Ostberlin spielte und trainierte (!) der „TV Weißensee 1892“ wohl 1935 erstmals unterm Hallendach. Darüber wurde wie folgt berichtet: „Zum Stiftungsfest des Vereins (TV Weißensee 1892) am 30. März (1935) zeigte die (Hockey)abteilung „Saal=Hockey=Spiele“. Nach einem Spiel zweier kombinierter Mannschaften spielte die 1. Mannschaft gegen die Eishockeymannschaft von Astoria. Am Donnerstag, 28.3., ist Saalhockeytraining. (Anmerkung: Aus dem TV Weißensee ist die heutige SG Blau Gelb hervorgegangen, die im kommenden Jahr ihr 100- jähriges Hockeyjubiläum feiert.)

Hallenhockey blieb jedoch bis Ende der 1930-er Jahre eine Randerscheinung. Erst die außergewöhnlich harten und langen Winter Ende der 1930-er und Anfang der 1940-er Jahre und die dadurch bedingten Zwangspausen im Feldhockey förderten die Idee Hockey regelmäßiger in der Halle zu spielen.

                                         Hockey lieber in der Halle statt im Schnee. „Im Schnee“    wurde mit einem roten Ball gespielt.

Maßgeblich wurde diese Entwicklung hin zum Hallenhockey in den Wintermonaten von Toni Seiler forciert, der zur damaligen Zeit Hockey-Reichstrainer war. In der Festschrift 75 Jahre HC Argo 04, ist dazu zu lesen:  „In meiner Eigenschaft als Hockey-Reichstrainer und Hockeylehrer der Uni gelang es mir im Winter 1938/39 erstmalig Hockeyunterricht in der großen Polizeihalle in Berlin durchzuführen, die die Uni durch ihren hockeybegeisterten Institutsdirektor Dr. Hirn auch für Hockey freibekam. Für die Vereine war in diesem Winter nur eine Wehrmachtshalle am Poststadion zu bekommen. Es waren lediglich kleine Vereine im NW Berlins, die dort mitmachten. Besonders „Argo Phönix“ war begeistert dabei.“

In der Wintersaison 1939/40 wurden wohl erstmals vereinsübergreifende Rundenspiele organisiert, so entnehme ich der  Monatszeitschrift „Leibesübungen und Jugendpflege des 18. Berliner Bezirks“ Jahrgang 1939, Bd. 5, April 1940). Dort ist zu lesen: „Während der langen Spielpause ist nach einer Anregung des Reichstrainers Toni Seiler das Hallenhockey zunächst von einigen Vereinen aufgegriffen worden. Da diese Vereine von den Spielen sehr begeistert waren, hat das Fachamt  (F.H. gemeint ist wohl Fachamt Berlin/Brandenburg) die Organisation der Spiele übernommen. Wir (VfL (Berlin) Weißensee) spielten mit einer Männer- und einer Frauenmannschaft. … Zu jeder Mannschaft gehören 7 Spieler und 3 Auswechselspieler (Sturm):“ (Der VfL Weißensee spielte gegen VfL 58, Argo, Astoria, NS Fr., TiB , Preußen , Falkensee bei den Männern sowie gegen   Berliner Turnerschaft, TiB, SCC, B.T. bei den Frauen.)

1941 gab die DHZ (Deutsche Hockey Zeitung) erste Regeln für Hallenhockey bekannt:

„ eine Mannschaft besteht aus dem TW und vier Feldspielern, der Ball darf nur geschoben werden, kann aber im Schußkreis auf das Tor geschlenzt werden …Abseits ist der Spieler, der ohne Ball im gegnerischen Schußkreis steht, Bälle die ins Seitenaus rollen, werden eingerollt.“ so gelesen in der Chronik von Argo 04 Berlin zum 100- jährigen Hockeyjubiläum.

Es gab also noch keine Banden. Bei Seitenaus wurde der Ball mit der Hand in das Spielfeld „eingerollt“. Und: Es gab das Abseits im Hallenhockey.

 

1909 bis Ende der 1940-er Jahre wurde Hallenhockey somit eher sehr sporadisch zur Überbrückung der Winterzeit gespielt. Die Spiele hatten den Charakter von Freundschaftspielen.  Erst in den 1950-er Jahren, und da zunächst in der DDR, wurden im Hallenhockey Punkt- und Meisterschaftsspiele  ausgetragen. Dazu werde ich in einer nächsten Folge auf Hockeyreise gehen.

 

… und hier das Quellenverzeichnis für die Zeit 1909 bis 1945 mit der Bitte um Ergänzugnen:

 

Jahr Ereignis Quelle
1909 Das (vermutlich) erste „Wettspiel“ in einer „hallenhockeyähnlichen Sportart“ fand bereits im Jahr 1909 statt. In der Vorschau auf ein Hallensportfest des „Verbandes Berliner Athletik Vereine“ am 7.2.1909  in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten heißt es in der Zeitschrift Rasensport vom 20.01.1909: „…  Zwar lässt sich das Fuballspiel in einer Halle nicht vorführen, dafür wird ein Hockeywettspiel stattfinden“ … In diesem Spiel standen sich der B.F.C. Preußen Berlin und eine repräsentative Mannschaft  des Berliner Hockeyverbandes gegenüber …“ Sachsen Hockey 2 , November 2011

von Günther Conradi

1921 Schon 1921, hatte es im Rahmen eines Hallensportfestes des Arbeitersports in der Berliner

Printenhalle ein Hockeyspiel unter dem Dach gegeben, doch es blieb bis in die 40er Jahre eher eine Randerscheinung.

„hockeyzeit – amtliches Organ des DHB Nr 16 , Nov. 2006 Artikel „Im Osten ging es schneller voran“ Rubrik „Historienzeit“
1935 Hallenhockey: „Zum Stiftungsfest des Vereins ( Anmerkung F.H. „Stiftungsfest des  TV Weißensee 1892“) am 30. März (1935) zeigte die (Hockey)abteilung Saal=Hockey=Spiele. Nach einem Spiel zweier kombinierter Mannschaften spielte die 1. Mannschaft gegen die Eishockeymannschaft von Astoria. Am Donnerstag, 28.3., ist Saalhockeytraining Monatszeitschrift

„Leibesübungen und Jugendpflege des 18. Berliner Bezirks“

3. Jahrgang, Apr. 1935, Nr. 4, S. 14

1938 1. Hallenhockeyturnier im Sportpalast SV Osram Berlin Persönliche Aufzeichnung Erich Neumann „Geburtsstunde des Hallenhockey“
1938/39 Toni Seiler:

„In meiner Eigenschaft als Hockey-Reichstrainer und Hockeylehrer der Uni gelang es mir im Winter 1938/39 erstmalig Hockeyunterricht in der großen Polizeihalle in Berlin durchzuführen, die die Uni durch ihren hockeybegeisterten Institutsdirektor Dr. Hirn auch für Hockey freibekam. Für die Vereine war in diesem Winter nur eine Wehrmachtshalle am Poststadion zu bekommen. Es waren lediglich kleine Vereine im NW Berlins, die dort mitmachten. Besonders „Argo Phönix“ war begeistert dabei.“

Quelle:

Festschrift 75 Jahre HC Argo 04, 1979

1939/40 „Während der langen Spielpause (F.H.gemeint ist die winterbedingte Pause) ist nach einer Anregung des Reichstrainers Toni Seiler das Hallenhockey zunächst von einigen Vereinen aufgegriffen worden. Da diese Vereine von den Spielen sehr begeistert waren, hat das Fachamt  (F.H. gemeint ist wohl Fachamt Berlin/Brandenburg?) die Organisation der Spiele übernommen. Wir (F.H : VfL (Berlin) Weißensee)spielten mit einer Männer- und einer Frauenmannschaft. … Zu jeder Mannschaft gehören 7 Spieler und 3 Auswechselspieler (Sturm):“ (Der VfL Weißensee spielte gegen VfL 58, Argo, Astoria, NS Fr. , TiB , Preußen , Falkensee bei den Männern sowie gegen   Berliner Turnerschaft, TiB, SCC, B.T. bei den Frauen

 

 

Monatszeitschrift

„Leibesübungen und Jugendpflege des 18. Berliner Bezirks“

Jahrgang 1939, Bd. 5, April 1940)

 

1940-April „Erstes Leipziger Hallenhockeyturnier im Männerturnsaal der ARV-Halle“ Festschrift 75 Jahre Hockey am Völkerschlachtdenkmal, S. 13
1941 „Am 25.1.. (1941) hatten wir(VfL Bln.-Weißensee) in der hiesigen Stadthalle den SC Argo als Gast und machten mit zwei Männer- und einer Frauenmannschaft mehrere Trainingsspiele“ Monatszeitschrift

„Leibesübungen und Jugendpflege des 18. Berliner Bezirks“

9. Jahrgang, Apr. 1941, Nr. 4, S. 9

1941 1941 gab die DHZ erste aktuelle Regeln für Hallenhockey bekannt:

„ eine Mannschaft besteht aus dem TW und vier Feldspielern, der Ball darf nur geschoben werden, kann aber im Schußkreis auf das Tor geschlenzt werden …Abseits ist der Spieler, der ohne Ball im gegnerischen Schußkreis steht, Bälle die ins Seitenaus rollen, werden eingerollt.“

Chronik Argo 04 (Berlin) zum 100 jährigen Jubiläum

 

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Veröffentlicht am 4. November 2018 um 15:50 Uhr

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