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Schlenzelberger „on tour“ in Prag

nun ist es schon wieder über eine Woche her, daß unsere Elternhockey- und Freizeitmannschaft erneut in Prag war. Es ist also höchste Zeit, daß ich Tinas Bericht in die Homepage stelle, was hiermit geschieht:

Wieder mal nach Prag geschlenzelt: es will einfach nie langweilig werden!

oder

Kennen Sie eigentlich schon dieses „geopolitische Kind“, von dem so wenige Leute reden?

 

Es ist ja allgemein bekannt: während der Pfingstfeiertage läuft man gerne mal Gefahr sich zu Tode zu langweilen. Soweit wollten wir es natürlich nicht kommen lassen. Hey, warum nicht mal wieder unsere alten Freunde, die Flying Honzas in Prag besuchen?! So wurden kurzer Hand (naja, die Planung läuft seit Monaten) Reise-, Quartier- und sonstige Modalitäten organisiert und Freitagabend gings los.

Das ist ja nun schon die zweite Pragreise der Schlenzelberger. Aber das heißt keineswegs, dass es nicht noch Neues zu erleben gäbe. Zum einen fuhren wir diesmal nicht nur „so aus Daffke“ in die Goldene Stadt, sondern ganz professionell zum 1. PIHC-Cup – also der Erstausgabe eines von den Honzas organisierten Spaßturnieres. Und wer unsere Prager Hockeykomplizen sozusagen offiziell anreden möchte, der spricht jetzt mit dem Prague International Hockey Club (PIHC). Nächstes Novum: der Goalie (jawoll, das bin ich traf zuerst am Hotel ein und gönnte sich schleunigst ein schwarzes Kozel (was keine Überraschung ist). Natürlich blieb ich nicht lang allein und so nach und nach begab sich ein Schlenzelauto nach dem anderen auf die obligatorisch „mehrrundige“ Parkplatzsuche in näherer (oder eben fernerer) Hotelumgebung. Erfahrene Pragreisende wissen es, wer gegen oder nach 22 Uhr in Prag aufschlägt, hat es mit der Futtersuche nicht leicht. Den Erinnerungen von Sven und Mara folgend wurde ein Lokal gestürmt, da war die Küche schon zu. Also zurück (da sollte irgendwo noch ein „Mexikaner“ sein) und nun schon zu sechst einen zweiten Versuch gestartet. Ein kleines tschechisches Lokal zündete bereits gelöschte Lichter für uns wieder an und wir lohnten es mit reichlich verzehrter Speise und noch reichlicher vernichtetem Trank. Auch hier ein kleiner Tipp: einsprachige Speisekarten (nur Alis iPhone war des Tschechischen mächtig) fördern soziale Kontakte und sind überdies spannend. Und wer spannend nicht mag, der bestelle einfach Gulaš mit Knédliky oder Pala?inky – das kann eigentlich ebenso wenig schief gehen wie der Verzehr böhmischen Bieres. Ich hab jedenfalls noch kein schlechtes Bier entdeckt … und ich hab wirklich gesucht.

Der Samstagmorgen begann (wer hätte das gedacht?) mit dem Frühstück. Aahh … Frühstück! Es wurde nicht einfach der Tageszeit gehorchend verzehrt. Nein, es wurde zelebriert. Dazu gehört, nicht vor 9 Uhr zu beginnen, um dann bei reichlich Tee, Kaffee und frisch gepresstem Obstsaft locker 2 Stunden zu durchplauschen. Sehr populär war auch die Selbstbedienungs-Crépe-Pfanne  am Buffet. Norbert war zwar nicht sehr gesprächig an diesem Morgen, hatte aber die beste aller Entschuldigungen, denn unser Partylöwe war erst nach Dienstantritt der ersten Prager Hähne in sein Bett gefallen. Aber da war doch noch was …. ach ja, wir wollten Hockey spielen. Der Tross zog also mit Kind (diesmal  nahezu so viele wie Erwachsene und alle hatten einen Hockeyschläger dabei) und Kegel zum Platz der Prager. Dort war ein Turnier mit 4 Teams geplant. Nachdem aber 2 Teams in Unterzahl angereist waren, fusionierten die Jungs und Mädels aus Celle kurzerhand mit Bristol-West (laut Webseite Bristols freundlichster Hockeyclub) zum Samstagsteam „Celebrit“. Zur Begrüßung wurden Geschenke, sprich Alkoholitäten ausgetauscht, ein BBQ legte die leckere Basis für spätere Biere und die ein oder andere Kofola (tschechische Kola, absolut zu empfehlen). Dann konnte es losgehen.

Das erste Spiel zwischen uns und den Pragern war eines der vergebenen Chancen und endete dann auch torlos. Spaß hat´s natürlich trotzdem gemacht, auch wenn Mara ins Prager Team „desertierte“ (die haben jetzt so schöne rote Trikots). Im zweiten Spiel Honzas vs. Celebrit durfte ich ins Prager Tor und diesmal wurde es was für die Fankurve. Die Briten legten los wie die Feuerwehr und hatten zudem einen Celler Stürmer, der irgendwie immer im toten Winkel am Tor herumschlich. Na jedenfalls konnten sie alle ganz hervorragend mit Keule und Kugel umgehen und schwupps lagen die Honzas 0:2 hinten. Dann gelang der Anschlußtreffer, wieder legte Celebrit nach. Kurz vor der Pause gelang das umjubelte 3:3 und das Pausenbier war absolut verdient (und nötig). Im zweiten Abschnitt schaltete Celebrit einen Gang hoch und netzte noch 3 Mal ein, was den Pragern nicht mehr gelang. Aber wir haben den „Honza-Gecko“ mit eingebaut, George hat keinen Ball an mir vorbei gebracht und Stürmerwirbelwind James ist nicht zu seinem Hattrick gekommen. Es sind die kleinen Dinge, die Freude bereiten. Zu guter Letzt mussten die Schlenzelberger also gegen Celebrit ran. Wir zogen das ganze erstmal defensiv auf, sicher ist sicher. Celebrit war uns eigentlich überlegen, besonders die schnellen Stürmer sorgten für Alarm in unserem Kreis. Bis zur Pause konnten wir aber alle Bälle abwehren und das Prager Publikum erfreute sich an einem flotten Spiel. Nach der Pause tankte sich ein Insulaner bis zum Kreis durch und knallte noch im Fallen eine Rakete unter meinen Schonern hindurch in die Maschen. Eine generationenübergreifende Kombination von Joris auf Peer führte zum Ausgleich. Überhaupt ernteten unsere Junioren allerlei anerkennenden internationalen (!) Beifall, allen voran Tim. Leider kam es durch den bereits erwähnten Celler Torraumschleicher noch zum 2:1 für Celebrit, aber am Ende alle groggy, alle froh.

Zum Abendschmaus ging es in den „Goldenen Baum“ („Ú zlatého stromu“) ganz in der Nähe der Karlsbrücke. Gut, das war eher ein Restaurant für internationale Touristen, Bestellen mit bebilderter Speisekarte als Kontrast zum Freitagabendmahl (und es gab kein schwarzes Bier!), aber satt geworden sind wir dort auch. So wurden beispielsweise einige Mährische Spatzen (Moravský vrabec) verzehrt – und dabei handelt es sich natürlich nicht um kleine gefiederte Freunde. Die Partygänger des Vorabends und unsere Jugendabteilung verabschiedeten sich Richtung Bett, die Verliebten spazierten noch durchs lauschige und herrlich beleuchtete nächtliche Prag. Und so kam es zu einem weiteren Novum: meinereiner (sonst eher Partymuffel) vertrat die Schlenzelberger Farben im Discokeller. Zu meinem Glück wurde hauptsächlich geredet bzw. getrunken. Und dank Stu aus Bristol kann ich nun auch Absinth (ich nehme mal an, es war welcher) als Sofortkur bei Halsentzündung empfehlen.

Der Sonntag begann erfreulicherweise wie der Samstag, also mit ausgiebigem Frühstück und nach dem zehnten Tee wurden auch für mich die Umrisse wieder klarer. Einige Pragliebhaber bummelten durch die goldene Stadt, während sich ein bunter Haufen Hockeyfanatiker zu einem weiteren Spiel bei den Flying Honzas traf. Nach Schlägerwahl wurden zwei Teams gebildet und unter den Augen der Versehrten (ja, auch der Hockeysport fordert seine Opfer) sowie Familienangehörigen knüpften wir direkt an die Spiele vom Vortage an. Auch die extra fürs Turnier angefertigte blaue Karte („Strafbier“ für Männer nach Foul an Frauen – wo bleibt da die Gerechtigkeit bzw. das Bier für uns Frauen, frage ich!?) kam öfter zum Einsatz. Eine flotte und enge Partie endete 2:1. Dann kam für mich noch eine Abschieds-Kofola, herzliche internationale Umarmungen, das Versprechen auf baldiges Wiedersehen und ab ging´s zum Bus nach Berlin.

Aber ihr wollt sicher noch wissen, was es mit diesem ominösen „geopolitischen Kinde“ auf sich hat. Das ist echt ´ne tolle Geschichte. Auf dem Platz am Strahov-Kloster steht nämlich das Muzeum Miniatur, ein Flohmuseum im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Sibirier namens Anatoly Konyenko war wohl eines Tages total unterfordert und gelangweilt, weshalb er begann klitzekleinste Kunstwerke zu schaffen (in jahrelanger Fummelarbeit). Als da wären: ein Floh (na klar, aber einer mit ´ner Schere in den Klauen), das kleinste Buch der Welt, ein Elefant auf einem Reiskorn, eine Karawane (und noch ganz andere Dinge) im Nadelöhr und eben auch „das geopolitische Kind, das die Geburt eines Menschen beobachtet“. So, da habt ihr´s. Neugierig geworden? Dann nix wie hin da, Prag ist mehr als eine Reise wert und wir kommen sicher im nächsten Frühling wieder dort vorbei. Na Zdraví allerseits!

 

Frank Haustein

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