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Hockey-Geschichte zum Anfassen-Teil 3: Die Geschichte unseres Hockeyplatzes in der Ella-Kay-Straße

Unser Hockeyplatz an der Ella-Kay-Straße am Ernst-Thälmann Park

Viele unserer Spieler aus dem Damen- und Herrenbereich werden noch nie auf unserem Heimplatz an der Ella-Kay-Straße gespielt haben. Er war über Jahrzehnte unser Zuhause. Da es sich um einen Naturrasenplatz handelt, kann allerdings seit vielen Jahren dort kein Leistungshockey mehr gespielt werden und wir müssen bekanntermaßen auf die Plätze im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, an der Storkower-Straße und an der Rennbahnstraße ausweichen.

Unser Verein unternimmt seit 1990 Anstrengungen, einen Kunstrasenplatz als Heimstätte zu erhalten, scheiterte aber über all die Jahre vor allem am „Nichtwollen“ des Bezirksamtes. Jetzt haben wir mit der Anwohner-Initiative Thälmannpark einen Verbündeten gefunden, mit dem wir uns gemeinsam um einen Kunstrasen für den Nachwuchsbereich „auf der Ella-Kay“ bemühen.

Um es vorwegzunehmen: Es geht „nur“ um einen Kunstrasen für den Nachwuchs. Mehr ist nicht drin, da der Platz „untermaßig“ ist und eine Erweiterung auf „Vollmaße“ für ein Großfeld insbesondere in der Spielfeldbreite nicht gegeben ist. Nun kann natürlich gefragt werden, weshalb dann in früheren Jahren dort auf Großfeld gespielt wurde. Das hängt mit einer Regeländerung zusammen: Bis in die 90‘er Jahre gab es für Hockeyspielfelder „von-bis-Maße“ und die damals zulässigen Minimalabmessungen (bei allerdings auch schon damals zu kleiner Auslauffläche) wurden eingehalten.

Diese Ausführungen sind für mich Anlass, um nachfolgend die Geschichte unseres Hockeyplatzes an der Ella-Kay-Straße aufzuschreiben:

Hockey im Prenzlauer Berg ist untrennbar mit dem Hockeyplatz an der Ella-Kay-Straße (vor 1990 noch Winsstraße) verbunden. Das Gelände des heutigen Ernst-Thälmann-Parks einschließlich des Hockeyplatzes liegt dort, wo bis 1981 der Standort des ältesten von 33 Berliner Gaswerken lag, der 1873 gegründeten „IV. Berliner Gasanstalt“. Nach Abriss des Gaswerkes im Jahr 1981 entstand dort in den von 1983 bis 1986 der heutige Ernst-Thälmann-Park.

Der Hockeyplatz wurde allerdings schon viel früher erbaut. Mitte der 50‘er Jahre errichteten Hockeyspieler der damaligen „SG Einheit Nordost“ weitestgehend in Eigenleistung ihren Hockeyplatz. Einer von ihnen war der Pritzwalker Neulehrer1 Otto Bumke (ein langjähriger Hockeyfreund von mir, heute in Wien lebend), der in Berlin studierte und in der SG Einheit Nordost Hockey spielte. Er leistete wie viele andere Vereinsmitglieder zahlreiche Arbeitseinsätze beim Bau des Platzes. Ein glücklicher Umstand für den Bau der Hockeyanlage war sicherlich, dass die Trägereinrichtung der SG Einheit Nordost (heute würde man Förderer sagen) der „Rat des Stadtbezirkes Prenzlauer Berg“ war und die Hockeysportler mit dem damaligen Bezirksbürgermeister einen Förderer für den Hockeysport hatten.

Da bis 1981 auf dem übrigen Gelände das alte Berliner Gaswerk in Betrieb war, bildete die Silhouette der Gasanlage im Hintergrund ein markantes Erkennungszeichen der Hockeyanlage. Die sich gegenüber vom Hockeyplatz befindende Gaststätte „Zum Alten Gaswerk“ weist noch heute auf darauf hin. In dieser Lokalität wurde auf so manchen Sieg angestoßen….

Für uns war es ein Glück, dass dieser Platz von vornherein als reiner Hockeyplatz (mit damals zulässigen Maßen) gebaut wurde und wir somit niemals ernsthafte Konkurrenten um die Nutzung des Platzes hatten. Unsere Hockeyanlage gehörte zu den guten Naturrasenplätzen in der DDR und verfügte zudem über ein „Funktionsgebäude“ mit einem durch uns intensiv genutztem Clubraum.

Aufgrund dieser relativ autonomen Bedingungen war der Platz für unsere Spieler schon immer ein zweites Zuhause. Der bekannte DDR-Sportreporter Heinz-Florian Oertel schrieb am 18.4.1966 in der Berliner Zeitung über unsere Anlage: „Und Sie haben noch nie ein Hockeyspiel miterlebt? Sie waren noch nie auf einer Hockeyschmuckkästchenanlage in unserer Stadt. Gleich neben den kraterähnlich spuckenden Schloten des Gaswerkes Dimitroffstraße [der heutigen Danziger-Straße] finden Sie solche grüne Oase …“.

Da unser Hockeyplatz zu den guten Hockeyplätzen der DDR gehörte, wurden hier auch Länderspiele gegen Nationalmannschaften ausgerichtet, so die Herrenländerspiele 1963 gegen die Tschechoslowakische Sozialistische Republik (?SSR), 1982 gegen die Volksrepublik China und 1988 ein Damenländerspiel gegen Indien. Weitere Nationalmannschaften spielten hier gegen die Ostberliner Bezirksauswahl, so die Nationalmannschaften Nigerias (1971), der UdSSR (1978) sowie Kubas (1982).

Um unseren Hockeyplatz an der „Ella-Kay“ ranken sich zahlreiche Geschichten, die ein Schlaglicht auf die Sportpolitik der Vor- und Nachwendezeit werfen, auf unsere Abhängigkeit von wirtschaftlichen und politischen Bedingungen und dem Wohlwollen oder Nichtwohlwollen des Sportamtes. Die Zeiten der wohlwollenden Förderung des Hockeysports Mitte der 50‘er Jahre sind lange vorbei. Da die eher bürgerliche Randsportart Hockey nicht so recht in das politische Sportkonzept der DDR passte, war Hockey und somit auch unsere Hockeyanlage nie im Blickfeld der Sportpolitik im Prenzlauer Berg. Oftmals gegen den Widerstand der  Verwaltung mussten wir um den Erhalt unserer Sportanlage kämpfen. Das Bewusstsein, dass die regionalen Entscheidungsträger auch für den traditionell im Prenzlauer Berg beheimateten und boomenden Hockeysport mitverantwortlich sind, muss durch uns Tag für Tag dem Bezirksamt abgerungen werde.

Dafür nachfolgend einig Beispiele:

Insbesondere in den letzten Jahren der DDR wurden die materiellen Bedingungen immer schwieriger. So gab es beispielsweise in der Saison 1984 keine Kreide zum Markieren des Platzes. Kurzerhand kreidete unser damaliger Sektionsleiter Werner Schubert – Not macht erfinderisch – mit Unkrautvernichtungsmittel. Er hatte die Folgen nicht bedacht: Innerhalb kürzester Zeit ging der gesamt Rasen ein. Im ersten Moment war das dramatisch, längerfristig ein Glücksfall. Der Platz musste vollkommen überholt werden und wurde am 1. Mai 1987 mit neuer Naturrasendecke (inklusive Beregnungsanlage) neu eingeweiht.

Wer nun denkt „typisch DDR“ hat weit gefehlt. Auch in der Nachwendezeit gab und gibt es unvorstellbare Materialengpässe. Noch vor ca. 10 Jahren – damals war ich Trainer unserer Damen-Regionalligamannschaft – musste ich vor den Spielen den Platz per Hand (!) kreiden, weil das Sportamt keine Flüssigkreide für unseren Platz hatte und keinen Kreidewagen zur Verfügung stellen konnte. Für die Mannschaftsbesprechungen blieb da keine Zeit mehr, wohlgemerkt in der Regionalliga. Da die zuständige Verwaltung für ihre Fahrzeuge keine Umweltplaketten für den innerstädtischen Bereich hat, mussten wir Transporte zum Hockeyplatz, so z. B. den Transport der Rasenwalze, selbst organisieren. Das Walzen des Hockeyplatzes erfolgte dann durch den Abteilungsleiter Dieter Mraseck höchstpersönlich.   Die wuchernde Zaunhecke muss bekanntlich regelmäßig geschnitten werden, weil sie sonst in das Spielfeld hineinwächst. Auch das Schneiden der Hecke erfolgt mit Unterstützung der Firma Zeilinga durch Eigenleistungen der Hockeysportler, da es von Seiten der Verwaltung  hierfür keine Kapazität gibt.

Seit dem 1. Mai 1996 haben wir mit dem Sportamt einen Schlüsselvertrag für den Hockeyplatz an der Ella-Kay abgeschlossen. Damit spart das Sportamt die Kosten für die bis dahin für den Hockeyplatz zuständigen Platzwarte und wir sind als Verein für den laufenden Unterhalt des Funktionsgebäudes und die Außenpflege des Hockeyplatzes verantwortlich.

Das sind aber alles Kleinigkeiten gegenüber der Haltung des Bezirksamtes im Hinblick auf die Sanierung des Hockeyplatzes mit einem Kunstrasen. Derartige Antragstellungen seitens unseres Vereins gibt es – gut dokumentiert – seit 1990. Inzwischen sind wir in Berlin sowie in Ostdeutschland bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen (mir fällt da nur der Leipziger SC und die SV Plau ein) der einzige Hockeyverein, der keinen Kunstrasenplatz hat. Umso bemerkenswerter ist es,  dass wir es trotz dieser Schwierigkeiten geschafft haben, mit jetzt nahezu 400 Hockeysportlern der im Vergleich mit den ehemaligen DDR-Hockeyvereinen Mitglieder mäßig größte Hockeyverein zu sein.

Wir kämpfen zusammen mit der Anwohner-Initiative Thälmannpark weiterhin darum, dass der Hockeyplatz an der Ella-Kay einen Kunstrasen erhält und für den boomenden Hockeynachwuchs genutzt werden kann.

1 siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Neulehrer

Frank Haustein

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