Vor ein paar Woche konnte an dieser Stelle über den grandiosen Liga-Titel unserer weiblichen Jugend/A-Mädchen berichtet werden. Mit diesem Husarenstück hatten sich die Mädels die Teilnahme am Jugendpokal Nord verdient, in dem die Ligagewinner (oder ihre Vertreter) mehrerer Landesverbände noch einmal gegeneinander antraten, um sozusagen ihren „Primus inter Pares“ zu küren … also das beste Team unter lauter Gewinnern. Das bedeutete für uns ein Wochenende voller neuer Eindrücke beim gastgebenden Klub Hamburg Polo. Man kann es auch mit einer sportlichen Klassenfahrt vergleichen, von der hier natürlich auch berichtet werden soll.
Nach flotter ICE-Fahrt in die Alstermetropole und längerem Spaziergang zum Hockeyplatz war früh klar: der Polo-Club liegt in idyllischer (und eher gut betuchter) Wohngegend und Petrus hatte sich ein goldenes Herbstwochenende auf die Fahnen geschrieben. Beste Voraussetzungen also.
Drei Gruppenspiele und ein Platzierungsspiel waren zu absolvieren. Das ließ genügend Zeit zum schwatzen, essen und natürlich der Beobachtung andere Hockey-Cracks. Ein Highlight war da sicher die samstägliche Begegnung in der 2. Damenbundesliga zwischen Polo (immerhin mit einer Nationaltorhüterin zwischen den Pfosten) und Raffelberg. Aber (und genau dafür sind solche verbandsübergreifenden Turniere ja da) besonders genau wurde auf die anderen Jugendteams geschaut. „Mit den Augen musste mausen“, hat mein Opa das immer genannt.
Unser Auftaktmatch absolvierten wir gegen die TG Heimfeld (aus dem Hamburger Raum). Beide Mannschaften begannen dem Anlass entsprechend nervös, der erste vielversprechende Angriff glückte den Orange-Blauen. Über Luna wurde der Ball erobert, Lili M. setzte zu einem starken Solo an und Isis direkte Abnahme senkte sich als Bogenlampe knapp neben den Kasten. Die erste Strafecke dagegen holten die Heimfelderinnen, Nele war im Tor zur Stelle. Insgesamt gingen beiderseits viele Bälle verloren und viel spielte sich im Mittelfeld ab. Heimfeld vergab noch eine weitere Ecke. Nach der Pause klappte es besser bei Rotation und eine Aggi von links musste von der gegnerischen Keeperin abgewehrt werden (starke Parade mit der Kelle). Nach dem Überstehen einer Heidenheimer Druckphase testete Ligge die Torhüterin zweimal in Folge (wieder zwei Paraden), dann setzte Isi ihren Versuch neben das Gehäuse. Allmählich konnte man von Rotationer Dominanz sprechen, fehlte nur das Tor. Ein wunderschöner Spielzug über Lili M. aus dem Zentrum auf Lena rechts bescherte das 1:0, nachdem Havu Lenas Querpass einlochen konnte. Aufatmen!
Nach lecker Essen vom Büffet hieß der Gegner in unserem zweiten Spiel dann SG HHC Bre./HC Delmenhorst. Hier hatten sich eine Bremer Mannschaft und 6 Delmenhorsterinnen zu einer Jugendpokal-Kooperation zusammengefunden. Diesmal legten unsere Mädels einen Blitzstart hin, gleich die erste Angriffssituation brachte die Führung. Wiedermachte Lili M. zentral mit einem ihrer 3D-Solos Druck, spielte dann nach links ab auf Jogi und die wiederum legte einen gefühlvollen Ball in den Kreis. Dort lauerte bereits Isi, kuckte lässig die Keeperin aus und stopfte Rundes zum 1:0 ins Eckige. Bitter für Gegnerinnen: es war ein Kontertor, man war also eigentlich gerade am Drücker (und hinten so ziemlich offen) gewesen. In der Folge machten wir zwar immer noch zu viele Fehler, lieferten Bälle per Rückhand beim Gegner ab und agierten eine Spur zu abwartend. Dennoch war Rotation das spielbestimmende Team. Daran änderte sich auch in Hälfte Zwei nix, wir hätten sicher noch ein-zwei Tore mehr schießen können. Besonders über die rechte Seite versprühte Rotation Gefahr, denn Luzie ließ dort regelmäßig ihre Gegnerinnen stehen. Kurz vor dem Ende wurde s nochmal spannend, denn die Nordlichter holten sich ein Strafecke und dann gleich noch eine, aber es blieb glücklicherweise beim zweiten knappen Rotationsieg.
Abends zog der Tross geschlossen und hungrig zum Klubhaus – und ja, natürlich lag es direkt neben einem waschechten Polo-Platz (frische Hufspuren inklusive). Auch hier war das Essen allerleckerst und ich persönlich hab mich trotz Dunkelheit in die Sonnenterasse des Klubhauses verliebt (so im Stil der „Titanic“, im Unterschied zum Ozeanriesen aber wirklich unsinkbar ?).Wär das nicht war für die Ella Kay?! Weil fast unserer gesamten Truppe (Trainer inbegriffen) schon die Augen zufielen, ging es kurz nach 21 Uhr bereits ins kuschelige Hotel. Lange schlafen, ausgiebig duschen und ganz entspannt frühstücken (wenn man denn die abendlichen Ansagen zum zeitlichen Ablauf nicht verpasst hat) – so lässt sich der Sonntagmorgen aushalten.
Zum Gruppensieg fehlte unseren Prenzlbergerinnen nun noch ein Sieg gegen den Kieler HTC. Dieses Team hatte gegen Heimfeld verloren, gegen Bremen gesiegt und war vor allem durch seine Laufbereitschaft und die Feldschlenzer aus der Verteidigung aufgefallen. Unsere Mädels mussten also hellwach sein und sie lieferten eine starke Partie ab. Jogi hatte früh das 1:0 auf der Kelle, die Kugel sauste links am Pfosten vorbei. Wenig später wurde Lena im Kieler Schusskreis gefällt, es gab die erste Rotationer Strafecke. Lili M. scheiterte im ersten Versuch an der Keeperin, aber ihr Nachschuss zum 1:0 saß. Das ging ja gut los und unsere Mädels wollten Kiel gar nicht erst zum Verschnaufen kommen lassen. Isi holte Strafecke Nummer Zwo raus und nach einer sehenswerten Kombination fiel um ein Haar wieder ein Tor, aber eine Kielerin konnte vor der Linie klären. Dann blitzte vor der Pause kurz die Kieler Klasse auf als einer diesen schönen Schlenzer unser Mittelfeld aus dem Spiel nahm und den Schusskreis erreichte. Zu unserem Glück setzte die Stürmerin den Ball ans Außennetz.
Nach der lautstarken und aufmunternden Ansprache ihrer Trainerin legten die Kielerinnen in Hälfte Zwei los wie die Feuerwehr. Es begann gleich mit einer Ecke gegen Rotation und diesmal war es Theresa, die für uns mit starkem Brett vor der Linie den Anschlusstreffer verhinderte. Mit der zweiten Kieler Ecke war es dann aber doch passiert, knapp neben dem Innenpfosten schlug es zum 1:1 ein. Rotation antwortete mit Druck und übernahm zum Ende der Partie die Regie. Durch eine Ecke wurde die Führung wieder hergestellt, Havu schickte eine knackige Aggi gen Tor, die wohl noch von einer Kielerin unhaltbar abgefälscht wurde. Das Highlight dieses Spieles dann sicher der Treffer zum 3:1, versenkt von Luna nach einem – mir fällt da grad kein anderes Wort ein – geilen Querpass von Havu. Zum Ende mussten wir noch kurz zittern, denn Kiel holte sich die Strafecken 3, 4 und 5 – alle wurden von Nele und ihrer Innenverteidigung entschärft. Sauber!
Somit standen unsere Rotationistas in nicht irgendeinem Platzierungsspiel, sondern eben im Finale und trafen dort auf die ebenfalls ungeschlagenen Gastgeberinnen. Vor dem Anpfiff wurde es nochmal richtig feierlich, denn so ein Jugendpokalfinale hat sein eigenes Protokoll. Da wird mannschaftlich geschlossen einmarschiert, der Nationalhymne gelauscht und dann werden alle Protagonisten namentlich aufgerufen. Das hatte schon was. Zudem hatten beide Teams lautstarke Fanlager dabei (unseres bestand hauptsächlich aus Bremerinnen und Delmenhorsterinnen – Danke, Mädels!) – richtige Finalatmosphäre kam da auf. Hände schütteln mit den Trainern des Gegners und dann konnte es losgehen.
Was soll ich sagen, es war so spannend – ich hab kaum was aufgeschrieben! Polo versuchte, uns mit vom ersten Ballkontakt an unter druck zu setzen und man sah schnell, warum die Mädels im Finale standen. Schnell, aggressiv (im sportlichsten Sinne) und stark im 3D-Dribbling bereiteten sie unseren beeindruckten Mädels Einiges an Kopfzerbrechen. Nele hatte bereits einen Torschuss abwehren müssen als gefühlt knapp 5 Minuten nach Anpfiff das vielumjubelte 1:0 für Polo fiel. Nach einem starken Solo über Links schlug der Ball im Rotationer Gehäuse ein. Unsere Mädels setzten weiderholt zu Tempogegenstößen an, kamen aber zunächst nicht in die unmittelbare des Polo-Tores. Eine Strafecke der Hamburgerinnen konnte Pauline bärenstark ablaufen, dann zog langsam etwas mehr Ballsicherheit ins Rotationer Spiel ein.
An der Stelle kann ich mich im Namen aller Turnierteilnehmer nochmal für den tollen Turnierticker bedanken, der die Daheimgebliebenen bei dieser Partie auch in Berlin an den Nägeln kauen ließ. Im O-Ton hieß es da zu diesem Spiel bspw.: „es wird wirklich keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen! Klasse Niveau“. Dem können wir uns nur anschließen. Unser erster richtig guter Angriff war ein Zusammenspiel von Joschy und Lena mit Doppelpass und Torschuss. Die Polo-Keeperin konnte parieren, aber der Eckenpfiff ertönte. Wieder kamen wir zum Abschluss, diesmal wurde gar auf Siebenmeter entschieden. Lili M. übernahm, die Verantwortung und schenkte zum 1:1 ein, die Fans waren aus dem Häuschen.
Auch in der zweiten Spielhälfte schenkten sich beide Teams nix, gaben keinen Meter kampflos her und spielten schnelles aber stets faires Hockey. Die Partie hätte eine Penalty-Schießen verdient gehabt, aber Polo hatte was dagegen. Die Schnelligkeit der Hansestädterinnen (nicht nur zu Fuß, sondern auch im Kopf) gab am Ende den Ausschlag. Bei einer Unsicherheit der Rotationer Defensive in der Ballkontrolle stürzte sich eine Polo-Stürmerin sofort auf die Plastikkugel und wetzte völlig allein auf Nele in unserem Kasten zu. Ihr erster Schuss war ein mächtiges Pfund und traf Nele blöderweise an einer dieser „nackigen“ Stellen im Goalie-Outfit. Das hat sicher mächtig gezeckt, wäre aber sicher leichter zu ertragen gewesen, hätte die Stürmerin ihre Arbeit nicht konsequent zu Ende geführt. Ball aus dem liegenden Keeper „buddeln“, kleinen Bogen laufen und ins leere Tor einschieben – fertig war der Siegtreffer für die Gastgeberinnen. Natürlich wurde Nele erstmal behandelt und natürlich spielte sie weiter (unter dem Applaus alles Anwesenden, bravo!). Unsere Mädels wehrten sich mit Händen und Füßen gegen die Niederlage und bis zur letzten Sekunde blieb das Finale spannend. Weitere Tore fielen aber nicht und so ging ein sehenswertes Hockeyspiel viel zu früh zu Ende. O-Ton Ticker: „mit Abstand das beste Spiel des Wochenendes .. nach einem packenden Finale gewinnen die Polo-Mädels nicht unverdient. Rotation muss sich definitiv nicht verstecken!“. Damit ist alles gesagt.
Wir haben uns dann den Weg nach Hause selbst noch ein wenig spannend gemacht (als ob das Wochenende nicht schon aufreibend genug gewesen wäre) und sind im Eiltempo zum Bahnhof Altona gefahren (per Taxi und mit supernetten Hamburgern, die ihre Fahrdienste anboten ?), ein paar von uns sind auch gelaufen. Naja, das war eher sowas wie Nordic-Walking denn wir mussten den ICE 17:29 Uhr erreichen (dachten wir zumindest), und es war schon kurz nach Fünf. Selbst mit Sprint in die S-Bahn (Rucksack-aus-halb-geschlossenener-Tür-zerren inklusive) schienen wir zu scheitern, 17:31 stolperten wir zum Fernbahngleis und Klaus (mit ihm die Tickets) war noch unterwegs. Aaaaber am Ende hatten wir uns da geschmeidig selbst überlistet, denn der ICE fuhr erst kurz vor 18 Uhr (und wir hatten mit unserem Sprint sogar eine frühere S-Bahn erreicht …. die, welche vor der 17:29er fuhr, nämlich). Watt ´n Wochenende!
Also: seid stolz auf euch, Mädels! Wir sind es auch und im nächsten Jahr fahren wir mit unserem Chef nach Hamburg (oder wo immer das Turnier stattfindet) und holen uns diesen grünen Wimpel!!! Rolle, rolle!
Mächtig gewaltig:
Elli, Erbse, Havu, Isi, Jogi, Jojo, Joschy, Lena, Ligge, Lili J., Lili M., Luna, Luzie, Nathalie, Nele, PVG, Theresa, Tizi
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