Ein Interview mit unserem neuen M45 Masters Nationalspieler Stefan Kloos


Vor gut einem Monat hat mir Stefan erzählt, daß er erfolgreich an der M45 Masters Kadersichtung teilgenommen hat und zu seinen ersten Länderspielen nach Malaga reisen wird. Das fand ich natürlich richtig spannend, dass wir neben unserem AH-Spieler Hans-Jürgen „Orje“ Kraffzick (Orje hat ja als DDR A-Nationalspieler zwischen 1969 & 1970 15 Länderspiele bestritten) nun einen weiteren Nationalspieler im Club haben. Stefan ist einigen bekannt durch sein Engagement bei den Mädchen C im Trainerteam von Nils Meyer und als Stürmer ist er bei den Alten Herren, aber auch eben in meiner Mannschaft, den 3. Herren, einfach unverzichtbar. Ich wünsche eine interessante Lektüre.

rotationhockey.de: Wie hat Dich Dein Weg zu Rotation geführt und wie ist Deine Hockey Vita?
Die üblichen Irrpfade. Ich bin geboren und aufgewachsen in Mainz. Mit 7 angefangen Hockey zu spielen bei Schott Mainz, immer Mittelstürmer, Fokus: Tor. Ich bin halt leicht zufrieden zu stellen.
Dann irgendwann Landesauswahl in der Jugend, süddeutsche Meisterschaften, mit 17 mit den ersten Herren in Feld und Halle in die Regionalliga aufgestiegen. Das war damals die zweithöchste deutsche Spielklasse. Aber damals gab´s auch noch Abseits, Sperrung und die argentinische Rückhand war allenfalls eine vage Idee :-) Anfang der 90er Jahre war ich mit der Uni Mainz mal deutscher Vizemeister im Hochschulhockey. Und ich bin zum Rüsselsheimer RK in die 2. Bundesliga gewechselt. Das war die Generation mit den Nationalspielern Christopher Reitz, Björn Emmerling und Oliver Dohmke, die dann wenig später deutscher Meister wurde. Das war eine spannende Zeit. Dann hatte ich aber mit 24 ein unwiderstehliches Jobangebot aus Hamburg und Hockey wurde zweitrangig. Nach einer langen Pause habe ich bei Klipper Hamburg dann wieder Seniorenhockey gespielt. Und dann war ich in Berlin, wollte wieder Hockey spielen und stolperte über den Platz in der Ella-Kay-Straße. Noch bevor ich mich vorstellen konnte, sah ich einen alten Mannschaftskollegen aus Mainz auf dem Platz: Guido Ott, ein toller Hockeyspieler. Drei Tage später stand ich für´s erste Punktspiel auf dem Platz. Seitdem hatte ich immer viele Auszeiten – berufsbedingt, verletzungsbedingt. Heute spiele ich hauptsächlich bei den Alten Herren, bei Bedarf auch bei den 3. Herren. Da sollte aber eigentlich der Nachwuchs glänzen und nicht das Massageöl der Veteranen. Ich muss mit 48 nicht mehr gegen Teams spielen, die müde sind, weil sie am Vorabend ihre Abi-Party hatten. Einen Motivationsschub im Projekt „Hockey gegen Midlife Crisis“ hat mir sicher meine Tochter Luna Soleil gegeben, als sie vor zwei Jahren plötzlich anfangen wollte, Hockey zu spielen. Das macht großen Spaß mit anzuschauen, wie die Mädels da jetzt schon auf dem Platz stehen und toll kombinieren.

rotationhockey.de: Du bist neu bei den M45 Masters – das ist die Nationalmannschaft der über 45jährigen. Erzähl uns vom Sichtungstraining und wie der Kontakt zustande gekommen ist.
Über unseren AH-Spieler Hans-Jürgen „Orje“ Kraffzick, der seit langem im M65-Kader ist, wusste ich überhaupt nur, dass es die Masters-Teams gibt. Dann schaute ich mir im Netz die Kader an und entdeckte viele alte Bekannte aus der Jugend und aus meiner aktiven Zeit. Einige von denen fanden die Idee gut, dass ich mich dort mal melde. Traditionell treffen sich die „jüngeren“ Masters-Teams an Ostern dann in Crefeld zu einem Sichtungstraining plus Turnier. Das ist eine prima Möglichkeit sich vorzustellen, die anderen kennen zu lernen, einzuordnen wo man steht. Dann werden Teams für die Turniere nominiert, die in der Saison stattfinden. Die M45 ist amtierender Europameister und ich hatte einfach Glück, dass ich das Vertrauen und damit eine Einladung für das Turnier in Spanien bekam.

rotationhockey.de: Du hast am letzten Wochenende die ersten Länderspiele in Malaga absolviert. Wie ist es gelaufen?
Ich hatte mein erstes Länderspiel an meinem 48. Geburtstag. Wir haben 3:0 gegen die M50 aus England gewonnen – die sind vor wenigen Wochen souverän Weltmeister geworden. Zum 2:0 habe ich die Vorlage gegeben, das 3:0 habe ich selbst geschossen. Das ist für einen Stürmer kein schlechter Einstand :-) Wir sind alles alte Hockey-Säcke, aber wenn du das Trikot mit dem Adler trägst und hinten drauf steht „Deutschland“ und dein Name… das ist schon was Besonderes. Neben mir haben noch drei weitere Spieler debütiert. Die Stimmung im Team war sensationell. Keine Ego-Trips, sondern ein echter „Teamspirit“, bei dem man sich gegenseitig anfeuert und unterstützt. Alle Spieler sind auf ihren Positionen eine ziemliche Bank. Da macht es dann halt auch wirklich Spaß zu kombinieren. Das zweite Gruppenspiel ging gegen die M45 aus Spanien. Auch toll zu sehen: Die gingen 1:0 in Führung, und dann drehten wir das Spiel, weil wir es einfach wollten und auch konnten, und dann haben wir die Spanier 4:1 nach Hause geschickt. Im letzten Gruppenspiel hatten wir die M50 aus Spanien als Gegner, eine starke Mannschaft mit vielen Olympiateilnehmern von 1992. Die haben uns mit ihrer Taktik glatt überrumpelt. Nach zwei Minuten stand es 0:2, am Ende haben wir 1:4 verloren, wussten aber, dass wir die gleiche Mannschaft schon 12 Stunden später im Finale wieder sehen würden. Wir wollten alle die Revanche, waren prima eingestellt und am Ende taktisch, athletisch und spielerisch einfach überlegen. Das Spiel war super anstrengend – in der Mittagshitze in Malaga liegen die Außentemperaturen halt doch verdächtig nah am Durchschnittsalter der Spieler. Der 3:1-Sieg war am Ende aber echt souverän. Ich war sehr happy, dass ich die letzten beiden Spiele in der Startaufstellung war und tolles Feedback aus dem Team bekam. Vor allem aber, dass die Muskulatur gehalten hat – ich hatte mir vier Wochen vor dem Turnier im Training nämlich noch einen fiesen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Am Ende alles gut. Ich hab mich nur geärgert, dass ich im Finale zwei große Torchancen habe liegen lassen. Aber die Torhüter auf diesem Niveau wissen halt doch auch halbwegs, was sie tun…

Wer mehr zum Turnier in Malaga lesen mag: http://hockey.de/VVI-web/default.asp

Hier sieht man Stefan ganz unten rechts hockend im Kreis seiner neuen Mannschaft

rotationhockey.de:  Du bist in einer sehr kreativen Branche tätig, was ich persönlich sehr interessant finde. Wie wird man Filmproduzent, wie war der Einstieg, was ist Dein aktuelles Projekt?
Ich produziere mit meiner Firma Kloos & Co. Medien Dokumentarfilme für Kino und TV. Außerdem haben wir einen Weltvertrieb für Dokumentarfilme und den Kinoverleih RISE AND SHINE CINEMA, der jedes Jahr vier außerordentliche Dokumentarfilme bundesweit ins Kino bringt. Wer sich dafür interessiert und gerne tolle Filme sieht (sofern er nicht auf dem Hockeyplatz steht), möge sich gerne bei mir melden: stefan.kloos@kloosundco.de. Wie wird man das? Abgebrochene Studiengänge helfen eventuell. Mehr noch eine Liebe für das Erzählen und das Vermarkten von Geschichten. Unser Slogan ist „Truth is STRONGER than fiction“. Und so ist es auch. Die Verdichtung der Realität durch Film und WAHRE Geschichten trägt eine Kraft in sich, der man sich kaum entziehen kann. Aktuell haben wir den Film GAYBY BABY im Kino, ein Familienfilm über Kinder in Regenbogenfamilien, im September startet RAVING IRAN über zwei Underground-Techno-DJs, die in der Schweiz Asyl beantragen, und im November starter der tolle Kuba-Film TRANSIT HAVANNA.

rotationhockey.de: Und zuguterletzt, was sind Deine weiteren Ziele bei Rotation?
Ich bin geflasht, welche Entwicklung der Verein genommen hat. Mein konkretes Ziel ist es, in den nächsten Monaten auf „unserem“ Kunstrasen zu spielen. Mein Traum ist es, dass wir dazu irgendwann auch noch ein Clubhaus haben, das zu einer echten Begegnungsstätte mit einem Flair wird, der zu unserem Kiez passt. Die ersten Mannschaften müssen hochklassig spielen, denn sie sind die Orientierungspunkte für den Nachwuchs. Und der Anreiz für junge und arrivierte Top-Spieler. Unsere C-Mädchen wünsche ich mir in vier Jahren in einer DM-Endrunde – das wäre ein Traum. Aber wenn sie dranbleiben und es wirklich wirklich wollen haben sie das Zeug dazu. Eine tolle Truppe! Und ich würde mir wünschen, dass wir das Seniorenhockey im Verein besser verankern. Wir haben mit den Alten Herren eine tolle Spielgemeinschaft mit Blau Gelb mit einigen Super-Hockeyspielern und mit TIB, aber kaum noch Rotationer sind dabei. Uns fehlt einfach die Breite, um mit 13, 14 gleichwertigen Spielern aus dem Herzen der Hauptstadt heraus Top-Teams wie die Wespen zu besiegen. Das würde ich gerne ändern.

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