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Rotation Prenzlauer Berg

Der Hockeyclub im Herzen Berlins

Hockey-Route 54 · Teil IX · Geschichte des Hockeykunstrasens

Veröffentlicht von Frank Haustein | Abgelegt unter Hockey im Wandel der Zeit, Hockey-Route 54 · Unsere Clubgeschichte, News

Mit der Einweihung des Kunstrasenplatzes auf unserem Hockeyplatz in der Ella-Kay-Straße am 3. Oktober ging für mich ein Traum in Erfüllung. Um den Bau eines KuRa auf unserer Heimstätte haben wir seit der Wende – also mehr als 25 Jahre lang – gegen hartnäckige Widerstände angekämpft.  Insbesondere dem unermüdlichen Einsatz von Heike Deutschmann, die als Mitglied unserer Abteilungsleitung für die Sportstätteninfrastruktur zuständig ist,  haben wir es zu verdanken, dass dieses „Jahrhundertprojekt“ Wirklichkeit  wurde.  Danke Heike. Ich bezeichne unseren KuRa in der Ella-Kay bewusst als unser Jahrhundertprojekt, weil wir damit der Hockeyverein in Berlin sind, der als letzter Berliner Hockeyverein „seinen“ Kunstrasen bekam und dass 38 Jahre nachdem 1978 der erste Hockeykunstrasen in Berlin-Zehlendorf verlegt wurde und 25 Jahre nachdem dem ersten Hockeyverein in Ostberlin (VfL Fortuna Marzahn) ein KuRa zur Verfügung stand.  Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um einen kurzen historischen Überblick über die Historie des Hockeykunstrasens zu geben.

1960 In den USA wird mit Entwicklungsarbeiten für Kunstrasenplätze begonnen

1966 Das erste KuRa-Spielfeld wird in Houston (USA) verlegt

1971 Der Bau des ersten KuRa-Feldes in Europa (in Islington bei London) erfolgt

1975 Die ersten Hockey-KuRa-Plätze in Utrecht und Rotterdam werden eingeweiht

1976 Der Bau des ersten deutschen Hockey-KuRa-Platzes in Limburg

1976 Erstmalig wird ein olympisches Hockeyturnier (in Montreal) auf KuRa ausgetragen

1978 In Berlin-Zehlendorf wird der erste Berliner Hockey-KuRa eingeweiht

1982 Beim 5. World-Cup-Turnier in Bombay wird letzmalig ein FIH-Topturnier auf Naturrasen ausgespielt. Mit anderen Worten: Hockeyhochleistungssport wird seit 34 Jahren Jahren ausschließlich auf Kunstrasen gespielt.

1987 Im Juni wird an der Sportschule des DDR-Fußballverbandes in Leipzig Abtnauendorf  der erste und einzige Kunstrasenplatz in der DDR eingeweiht. Er wird auf Antrag gelegentlich durch die DDR-Hockeynationalmannschaften zu Trainingszwecken genutzt.

1991  Am 19.6. 1991 erfolgte die Übergabe des ersten (sandverfüllten) KuRa-Platzes im Osten an den MSV Marzahn Berlin, der auch der Hockeyabteilung des heutigen VfL Fortuna Marzahn zur Verfügung stand. Am 26.10.1991 wurde dann der erste “klassische” (nicht sandverfüllte) Kunstrasen in den neuen Bundesländern beim HC Lindenau Grünau in Leipzig eingeweiht.

Diesen historischen Überblick ergänze ich um einen kurzen Überblick über die Geschichte des Hockeykunstrasens im Osten, namentlich in der DDR.

In der DDR gab es keine Hockeykunstrasenplätze.

Das ist der Tatsache geschuldet, dass der DDR-Hockeysport mit dem durch das Präsidium des DTSB am 22. April 1969 gefassten „Leistungssportbeschluss“ benachteiligt wurde. In diesem Beschluss hieß es:

„In den Jahren 1970 bis 1971 ist – nach umfassender politisch-ideologischer und organisatorischer Vorbereitung – eine stärkere Konzentration von Fördermaßnahmen auf die entscheidenden olympischen Sportarten vorzu­nehmen. Gleichzeitig ist die Förderung für die Sportarten Basketball, Hockey, Moderner Fünfkampf, Wasserball sowie Alpiner Rennsport vor allem im internationalen Sportverkehr, im Trainereinsatz und in der Förde­rung von Sportlern schrittweise einzuschränken.“

Der damalige für den DDR-Leistungssport zuständige DTSB-Vizepräsident Horst Röder führt dazu aus:

„Und im Rasenhockey wäre eine weitere vorrangige Unterstützung nur durch erhebliche Investitionen in Sportstätten auf Kosten anderer Sportarten möglich gewesen.“ Aufgrund der geringen wirtschaftlichen Leistungskraft der DDR standen diese Mittel eben nicht zur Verfügung. (Quelle: www.sport-ddr-roeder.de)

Im Ostblock gab es in diesen Jahren nur in der UdSSR Kunstrasenplätze, nicht zuletzt im Hinblick auf die geplanten Olympischen Spiele 1980 in Moskau. Im Januar 1975 entstand im “Palast des Sports” in Leningrad ein Kunstrasen-Mehrzweckfeld. Seit 1977 wurde ein weiterer Kunstrasenplatz in Moskau genutzt.  Da sich der internationale Sportverkehr für die DDR-Hockeysportler im Wesentlichen auf den Sportverkehr mit den sozialistischen Ländern beschränkte, hatten einzig die DDR-Hockey-Nationalmannschaften gelegentlich die Möglichkeit anlässlich von Länderspielen in der UdSSR auf Kunstrasen zu spielen. Am 6. August 1977 bestritt die Herren-Hockeyauswahl der DDR in einer Großfeldkunstrasenhalle in Leningrad erstmalig ein Länderspiel auf Kunstrasen.

In der DDR selbst gab es nur einen einzigen Kunstrasen und zwar  an der DTSB-Sportschule in Leipzig-Abtnaundorf – in der ,(auch heute noch) größten Kunstrasenhalle Deutschlands.  Dieser Kunstrasenplatz wurde im Juni 1987 mit einem Nachwuchs-Fußballturnier eingeweiht. Auf diesem Platz führten DDR-Hockeyauswahlmannschaften gelegentlich Trainingslehrgänge durch. Am 19.09. 1988 wurde hier ein Länderspiel der Damen-Nationalmannschaft der DDR gegen Indien ausgetragen.

Dem Hockeyvereinssport standen in der DDR keine Kunstrasenplätze zur Verfügung.

Die DHZ vom 16. Juni 1991 berichtete, dass der erste (Vereins-) KuRa-Platz im Osten übergeben wurde und zwar für den MSV Marzahn Berlin. Es handelte sich um einen sandverfüllten Kunstrasen. Damit war die Hockeyabteilung des heutigen VfL Fortuna Marzahn der erste Hockeyverein im Osten, dem ein KuRa-Platz zur Verfügung stand – 25 Jahre bevor wir unseren KuRa-Platz einweihen konnten. Einen Kommentar erspare ich mir.

(Quellen u. a. : fünf Beiträge von Dr. G. Conradi im Verbandsorgan des DHSV “Hockeyspiegel”  unter dem Titel “Über Kunstrasen und einiges Andere” (zw. August 1988 und Februar 1989 sowie DHZ-Artikelserie „Kunstrasen“ von Dr. Kurt Schneider im Jahr 1991

Dieser Artikel wurde am 23.5.19 aktualisiert (Dr. Frank Haustein)

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Veröffentlicht am 15. Oktober 2016 um 18:14 Uhr


Eine Antwort zu “Hockey-Route 54 · Teil IX · Geschichte des Hockeykunstrasens”

  1. Frank Haustein schrieb am 18. Oktober 2016 um 11:58 Uhr:

    Ich hatte diesen Beitrag Dr. Günther Conradi mit der Bitte um Präzisierungen und Ergänzungen zur Kenntnis gegeben. Dr. Conradi hat mir diese Ergänzungen und Präzisierungen kurzfristig zugesandt und ich habe den ursprüngliche Beitrag entsprechend überarbeitet. Danke Günther.