Diagnose: MHFS (Multiples Hockeyfan-Syndrom) oder der Sonntag eines Hockeymaniacs

TOP 1: Nächtliches Wecker-Klingeln gefolgt von Herzrasen
TOP 2: Kollektives Bejubeln der 1. Damen, die gerade ihre Oberligasaison auf den Kopf stellen
TOP 3: Blau-orange Unterstützung unserer 1. Herren beim Tanz mit dem Regionalligaprimus
TOP 4: Emotionaler Sieg unserer 2. Damen beim Tabellenführer
TOP 5: Wie man den Sonntag angenehm beschließt

TOP 1 -> Hockey wird ja nicht nur auf dem Rasen oder Parkett gespielt, sondern mitunter auch auf weit rutschigerem Untergrund. Ich persönlich bin von diesem speziellen Virus schon seit frühester Kindheit befallen (als man Eis noch für 15 Alupfennige bekam) und war auch immer schon ein absoluter Fan der russischen Kufencracks. So gesehen war das frühe Aufstehen (gut: ich bin liegengeblieben und hab eingekuschelt auf mein Laptop geschaut) am vergangenen Olympia-Sonntag oberste Pflicht.

Diesmal schlugen allerdings zwei Herzen in meiner Brust, denn immerhin bahnte sich eine erdbebenschwere Sensation im Eishockey an: Deutschland hatte bisher erst 2 Bronzemedaillen bei Olympia aufzuweisen und das ist über 40 Jahre her – nun stand man im Finale. Zudem spielten drei Eisbären im Team und griffen nun völlig überraschend (aber absolut verdient) nach Gold. Die russische Sbornaja dagegen suchte nach dem ersten Olympiagold seit 1992. Ich hätte es mir nicht besser zusammenbasteln können. Knapp 3 Stunden und mehrere Nervenzusammenbrüche später standen dann die Favoriten auf dem Olympiathron, unsere deutschen Cracks fingen erst an zu begreifen, was sie da Phänomenales geschafft hatten und ich hatte ein superspannendes, hochkarätiges Finale gesehen. … Zeit durchzuschnaufen und zu frühstücken.

TOP 2 -> Der Morgenkaffee war kaum getrunken, da wartete schon der nächste Termin, diesmal in gewohntem Gefilde. Die Geschichte ist aber nicht weniger spektakulär: nachdem unsere 1. Damen zu Beginn der Hallensaison gar um der Verbleib in der Oberliga fürchten mussten, war durch starke Leistungen in den letzten Partien und die Konstellation an der Tabellenspitze nun sogar noch das Erreichen der Relegation für die Regionalliga greifbar. Dafür musste zunächst ein Sieg gegen die Mädels vom MHC her, anschließend durften die Damen des CfL nicht punkten. Mit kleiner aber feiner Fankurve (das Duell mit der Trommel aus dem schwarz-gelben Fanblock haben wir jedenfalls klar für uns entschieden) legten unsere Damen los wie die Feuerwehr und überraschten die gegnerische Defensive mit schnellen Abschlüssen. Rasch stand es 2:0 für Rolle rolle, aber die Antwort kam prompt. Spätestens nach dem 2:2 Ausgleich aber drehten unsere Damen auf und zogen auf 5:2 davon. Ein später Anschlusstreffer der Mariendorferinnen änderte nix an der ausgelassenen Laune auf der Rotationer Bank. Gleich im Anschluss trotzten die Charlottenburger Damen den CfLerinnen ein 2:1 ab und damit ist es fix: Rotation spielt in der Relegation gegen Schwerin um den Aufstieg in die Hallen-Regionalliga. Bombe!! (s. dazu auch den Fanaufruf – unsere Damen wollen und sollen lautkräftigst unterstütz werden!)

TOP 3 -> Weiter ging es ins heimische Kiez: in der Halle Woelckpromenade ging der Kinderbespaßungsmorgen mit Stickeralben, Fan-Shop und Buffet gerade seinem Ende entgegen und unsere 1. Herren machten sich bereits warm für ihr Duell gegen den unangefochtenen Tabellenführer (und designierten Aufsteiger) aus Leuna. Zum Glück für mich waren die leckeren Waffeln noch längst nicht alle (mmmmmh!). Zwar hatten unsere Jungs im Spiel dann kaum eine Chance, aber es war das angestrebte Rotationer Familientreffen mit super Stimmung abseits des Feldes geworden und auf dem Parkett war rassiges Regionalligahockey mit haufenweise Toren zu bestaunen. Am Ende stand ein 6:12 zu Buche und unsere Männer hatten immerhin als Oberligaaufsteiger ihren Platz fern vom Abstiegskeller gesichert. Unterm Strich also eine gute Saison, denke ich.

TOP 4 -> Der sportliche Sonntag wäre nicht komplett ohne ein wenig selbständige Bewegung – die Gelegenheit dafür bot sich am Nachmittag in der Partie unserer 2. Damen gegen den momentanen Tabellenprimus der 1. Verbandsliga, die Damen vom Spandauer HTC. Für uns war die Saison im Prinzip gelaufen, die Gefahr eines Abstiegs wurde früh gebannt, ein Aufstieg war nach der Niederlage gegen TC Blau-Weiß nicht mehr möglich. Ehrensache aber, dass in eigener Halle nix anderes als ein Sieg auf dem Wunschzettel aller Beteiligten stand.

Um den Gegner sportlich und intellektuell ein wenig in Bewegung zu bringen (und weil sich vor Anpfiff die Mehrheit dafür ausgesprochen hatte), begannen wir die Chause mit 6 Feldspielerinnen. Eiligst stellten auch die Spandauerinnen ihre Keeperin an den Feldrand und den Fans wurde eine rasante Pass-Orgie geboten. „Optimistische“ Zuordnung im Rückwärtsgang ermöglichte den Auftakttreffer der Gäste, ein Zuckerpass von Elsa übers ganze Feld zu Nina und das Zuspiel zu Sandra am langen Pfosten glich die Sache wieder aus. Spandau scheiterte an der Latte, nutzte aber später einen Fehlpass unsererseits im Aufbau zum direkten Torschuss – schon stand es 1:2. Aus spitzem Winkel fiel dann noch das 1:3 nach Drehung im unsere Verteidigerin.  Kurz darauf war es wieder ein Pass in die Tiefe von Elsa (über die linke Bande), der Margaux am Kreis freies Feld für den 2:3 Anschlusstreffer brachte.

Bis hierhin waren grade mal 13 Minuten vergangen und nun durfte ich auch mitspielen, die Gäste blieben zunächst bei der Variante mit feldspielendem Torwart. Die erste Strafecke der Spandauerinnen wurde von (Torwart-) Links gespielt und segelte zum 2:4 ins Dreiangel – das sollte allerdings der letzte Spandauer Treffer sein. Eine zweite Ecke landete später direkt in meinen Schienen. Praktisch im Gegenzug rollte ein orange-blauer Angriff über die rechte Bande, der von Maja per Stecher direkt zum 3:4 versenkt wurde. Die Halle bebte. Kurz vor dem Pausentee holten wir unsere erste kurze Ecke, die geblockt wurde. Rotation blieb aber im Ballbesitz, der Ball wurde von der Grundlinie gebuddelt und kam über Elsa zurück an den Kreisrand. Dort hatte Maja alle Zeit der Welt für einen Schlenzer ins Gebälk und besorgte so den 4:4 Ausgleich – tosender Jubel unter den Fans und auf der Rotationer Bank. Kurz vor dem Abpfiff blieb nochmal allen der Atem weg als die Spandauer Stürmerin erneut aus spitzestem Winkel abzog und sich die Kugel an Freund und Feind vorbei bis zum Innenpfosten vorwagte, dann aber wieder ins Feld zurückprallte. Eine anschließende Ecke wurde neben das Tor gesetzt.

Halbzeit Zwo war durch große Emotionen geprägt (die Schiris brauchten wirklich dickes Fell, haben ihre Sache aber super gemacht) und spielte sich hauptsächlich zwischen den Schusskreisen ab, wo wirklich um jeden Ball gekämpfte wurde. Gut3/4 der Partie waren absolviert, dann durfte auch die Spandauer Keeperin ihren angestammte Platz einnehmen und wurde auch bald beschäftigt. Die Schlüsselszene ereignete sich dann 3 Minuten vor Buffalo als Pauli vom Kreisrand einen Drehschuss abfeuerte, die Torhüterin flog, der Ball küsste den Pfosten und sprang Sandra direkt vor die Füße. Sie staubte postwendend zum 5:4 ab und besiegelte damit den vielumjubelten Heimsieg. Wooohoooo!

TOP 5 -> Ich sag nur: Badewanne …

Tina Hähn

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