Hockey-Route 54 – Teil XVIII: Hallenhockey – ein Rückblick

 

Die Feldsaison 2018 ist vorbei und wieder geht es vom Kunstrasen unter freiem Himmel in die Hockeyhallen. Ich selber habe mich in meiner aktiven Zeit am Ende der Hallensaison immer auf die Spiel „im Freien“  gefreut und am Ende der Feldsaison habe ich mich auf das Spiel in der Hockeyhalle gefreut. Ich mochte beide „Sportarten“.

Technik, Tempo, Taktik im Hallenhockey ist ein besonderes Spektakel für die Zuschauer, wie die ausverkaufte Max-Schmeling-Halle in Berlin bei der Hallenhockey-Weltmeisterschaft im Februar dieses Jahres bewies.

Ein Highlight für unsere Herren war ganz sicher das Freundschaftsspiel gegen den WM-Teilnehmer und Afrikameister Südafrika.

Überhaupt verlief die letzte Hallensaison für „Rolle, Rolle“ sehr erfolgreich: Die Damen stiegen in die Regionalliga auf. Die Herren sicherten sich den Klassenerhalt in der Regionalliga und spielen damit 2018/19 ihre dritte Regionalligasaison. Unsere weibliche Jugend A belegte den 4. Platz bei der Ostdeutschen Meisterschaft

Ich habe den Start in die neue Hallensaison genutzt, um in meinem Archiv zu kramen. Die ältesten Hallenhockeyfotos unseres Vereins sind 61 Jahre alt. Ich habe sie von einem Zeitschriftenblatt vom Januar oder Februar 1957 abfotografiert. Dort wird in Wort und Bild von der damaligen Ostberliner Hallenbezirksmeisterschaft berichtet.

 

Interessant ist sicher auch ein Foto aus dem Jahr 1967. Es zeigt den heutigen Präsidenten unserer SG Rotation PB Dieter Mraseck, damals als Trainer einer Schülermannschaft im Hallenhockey

Wenn ich mich an Hallenhockey in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erinnere, dann denke ich zuerst an den permanenten Kampf um Wettkampf- und Trainingszeiten. Es gab kaum Hallen mit Wettkampfmaßen. Um nicht völlig ohne Trainingszeiten dazustehen, begnügten wir uns oft mit Hallen, die keine Wettkampfmaße hatten, deren Ausstattungsstandards unzumutbar waren und die oft lange Anfahrtswege mit sich brachten. Da war z.B. die kleine Schulturnhalle in der Christburger Straße (das ist die kleine Halle rechts vorne auf dem Schulhof, nicht die Halle, die wir jetzt dort nutzen). Sie hatte eine Abmessung von 10*20m (von Wand zu Wand). Die Wettkampfmaße für Hockeyhallen betragen (18 bis 22)*(36 bis 44) m.

Wir trainierten also in einer Halle, die 25% der regulären Wettkampfmaße hatte. Dana Busch –heute eine unserer Bolalas – Spielerinnen sprach ironisch vom Training im „Hühnerstall“. In unserem „Hühnerstall“ trainierten wir in den 80-er bis Mitte der 1990-er Jahre und machten aus der Not eine Tugend. Techniktraining war das Non plus Ultra, denn auf engstem Raum konnte man sich nur mit Technik durchsetzen. Taktiktraining war nicht möglich. Diese Hühnerstallhalle war nicht der einzige „Hühnerstall“ in dem wir trainierten und spielten:

Mehr über solche Minihallen kann nachgelesen werden in unserer Vereinschronik „ SG Rotation PB – 50 Jahre Hockey“ (2004 erschienen)

Turniere und Meisterschaftsspiele wurden in den 1970er Jahren bis in die 1980-er Jahre vor allem in den Traglufthallen in Weißensee in der Rennbahnstraße  ausgetragen. Hier veranstalteten wir jährlich zum Jahreswechsel die „Pionierpokalspiele“ für Jungs und Mädchen der Altersklasse 12; faktisch die DDR-Hallenhockeymeisterschaft der B-Kinder.  Hier veranstalteten wir die Käte-Tucholla-Pokalspiele für Damen- und Herrenmannschaften.

Die Käte-Tucholla-Pokalspiele wurden seit 1953 im Gedenken an die Berliner Hockeyspielerin Käte Tucholla ausgespielt. Käte Tucholla wurde im September 1943 wegen ihres Kampfes gegen das Naziregime in Berlin Plötzensee hingerichtet.

In den Traglufthallen  in Berlin-Weißensee fiel oft wegen Havarien am Heizkessel die Heizung aus. Es war zugig und kalt.

Große Probleme bereitete die Beschaffung von Banden. Banden, die nach Katalog bestellt werden können, gab es nicht. Unsere Banden beschaffte damals der heutige Präsident unseres Vereins Dieter Mraseck. Beim VEB Baureparaturen Berlin Mitte „besorgte“ er 12*12 cm unbearbeitete Bauhölzer. Diese verzogen sich allerdings über die Zeit, da nicht ausgetrocknetes Bauholz verwendet wurde. Vor jedem Spiel mussten die Banden zudem zusammen genagelt werden (richtig gelesen: es wurde mit Hammer und Nägeln gewerkelt), Auf das Zusammennageln wurde allerdings aus Zeitgründen im Training verzichtet, so dass die Banden schon wenige Minuten nach Trainingsbeginn kreuz und quer lagen.

Ballfangnetze für die Stirnseiten der Hallen konnten ebenfalls im Handel nicht bezogen werden. Unser damalige Sektionsleiter Werner Schubert begab sich auf den Weg nach Rerik an die Ostsee und erwarb von den dortigen Fischern Fischernetze.

Ich darf aber auch daran erinnern, dass unsere 2002 eingeweihte neue Halle in der Sredzkistaße schon nach 8 Jahren am 22.12.2010 wegen Baumängel wieder gesperrt wurde. Am 5.6.2013 demonstrierten über 70 Kinder unter dem Motte „sanieren statt lamentieren“ vor und in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow gegen die Sperrung der Sredzkihalle.

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Kaum zu glauben, dass das erst fünf Jahre her ist. Damals mussten wir in zwölf verschiedenen Hallen, verstreut  über ganz Berlin (von Charlottenburg bis Weißensee) trainieren und spielen. Stopp – einen kurzen Moment nachdenken: Was bedeutete das für unsere Hockeyabteilung? Das bedeutete Anfahrtswege zum und vom Training nach Charlottenburg von mehr als 2 Stunden. Das bedeutete Sicherung der Ausstattung von zwölf Hallen mit Banden. Das bedeutete Sicherung der Lagerung von Banden in neu anzuschaffenden Lagercontainern. Das bedeutete Bereitstellung von Hockeybällen, Trainingslaibchen und Trainingsequipment  für zwölf Hallen.  Das bedeutete eine enorme finanzielle Mehrbelastung im Haushaltsbudget der Hockeyabteilung.  Das bedeutete eine aufwendige Trainingsplanung und Abstimmung mit vielen verschiednen Ämtern und Hallenwarten. Das bedeutete …und, und, und. Mit Michael Wahl wurde extra ein Logistikverantwortlicher in den Abteilungsvorstand berufen. Ich nutze hier nochmals die Gelegenheit, um allen, die das damals ehrenamtlich managten, insbesondere auch den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern  zu danken.  Ehrenamtlich  heißt unentgeltlich mit hohem persönlichen Engagement und Einsatz. Dank auch den Spielern und Trainern, die diese Mehrbelastung auf sich nahmen.

Erst zur Hallensaison 2016/17 stand uns die Sredzkihalle wieder zur Verfügung.

Es spricht für unsere Hockeyabteilung, dass wir auch diese Durststrecke erfolgreich gemeistert haben.

In diesem Sinne: Auf eine gute und erfolgreiche Hallensaison 2018/19 – rolle, rolle

Frank Haustein

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