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Rotation Prenzlauer Berg

Der Hockeyclub im Herzen Berlins

Hockey-Route 54 Teil XIX: Hockeyplätze gestern und heute

Veröffentlicht von Frank Haustein | Abgelegt unter Hockey im Wandel der Zeit, Hockey-Route 54 · Unsere Clubgeschichte

„Und Sie haben noch nie ein Hockeyspiel miterlebt? Sie waren noch nie auf einer Hockeyschmuckkästchenanlage in unserer Stadt. Gleich neben den kraterähnlich spuckenden Schloten des Gaswerkes Dimitroffstraße (Anmerkung: so hieß zu DDR-Zeiten die Danziger Straße) finden sie solche grüne Oase …“   Mit diesen Worten beschrieb der legendäre DDR-Sportreporter Heinz-Florian Oertel  am 18.4.1966 in der Berliner Zeitung unseren Hockeyplatz in der Ella-Kay-Straße.  Diese Beschreibung unserer  Hockeyanlage, unserer „grünen Oase“ , kommt mir jedes Jahr in den Sinn, wenn es wieder von der Halle auf`s Feld geht.  Dieses Jahr ist der Übergang von der Hallen- zur Feldsaison für mich willkommener Anlass um in einem kleinen Film die Geschichte der Hockeyplätze gestern und heute zu veranschaulichen.

Hockeyplätze Homepag

(Anmerkung: bei dem Video handelt es sich leider nur um eine leicht gekürzte  Die Endfassung war zu groß, um sie hier rein zu laden, schade.)

Bis 1981 bildete das älteste Berliner Gaswerk, die 1873 errichtete IV. Berliner Gasanstalt, die in wahrstem Sinne des Wortes „atemberaubende“ Kulisse unseres Hockeyplatzes.

Dieser -unser Platz- wurde 1954 auf einem Teilgelände eben dieses Gaswerkes errichtet.

1983-1986 wurde auf dem Geländes dieses Gaswerkes der Ernst-Thälmann-Park erbaut, dessen Wohnhäuser heute die Kulisse unseres Schmuckkästchens bilden.

Am 3.10.2016 konnten wir dann endlich hier unseren Kunstrasenplatz einweihen. Bis dahin spielten wir -als letzter Berliner Hockeyverein- auf Naturrasen. Der Kampf um diesen Kunstrasenplatz dauerte von 1990 bis zu eben diesem denkwürdigen Datum 26 lange Jahre.

Mein Herz schlägt höher, wenn ich jetzt sehe, dass schon Ende März voller Trainingsbetrieb auf diesem Platz herrscht. Das war bei einem Naturrasen unmöglich. Witterungsabhängig mussten vom März bis weit in den April hinein umfangreiche Rasenerhaltungsarbeiten durchgeführt werden, so dass der Trainings- und Wettkampfbetrieb erst Ende April aufgenommen werden konnte. Was für Pflegearbeiten waren jährlich im Frühjahr durchzuführen? Unser damalig Platzwart Ernst Becker berichtete mir 1989: „Durch die Frosteinwirkung lockert sich der Boden, es kommt zu Frosthebungen. Deshalb ist bei frostfreiem Boden (so lange musste mit den Platzarbeiten gewartet werden) zunächst ein Walzung erforderlich. Ich walze –so Becker- einmal mit einer 1-t-Walze. Anschließend werden 150 kg Piaphoskan Grunddüngung per Hand aufgetragen. Zum Ausgleich von Winterschäden bringe ich dann 3 t Sand mit einer Körnung von 3 bis 4 mm sowie anschließend 3 t Muttererde auf. Danach werden etwa 50 kg Grassamen ausgesät.. Wenn der Rasen dann eine Höhe von ca. 4 cm hat, beginnt der erste Rasenschnitt auf 2 cm.“  So war das. Damals konnten wir erst Ende April mit dem „Draußen -Training“ beginnen – und das auch nur sehr eingeschränkt. Da insbesondere die Schusskreise sehr belastet waren (wie im Film zu sehen ist) waren die Schusskreise häufig für den Trainingsbetrieb gesperrt. Da ein Naturrasenplatz eine nur beschränkte Belastbarkeit hat, konnte er wöchentlich auch nur 20, maximal 25 Stunden bespielt werden. Ein Trainingsbetrieb mit der Intensität und dem Umfang, wie er heute auf unserem Kunstrasenplatz möglich ist, war undenkbar. Das alles geht mir durch den Kopf, wenn ich heute das Gewusel auf unserem Platz schon Ende März sehe. Danke an dieser Stelle auch nochmals an Heike Deutschmann, die sich so erfolgreich für unseren Kunstrasen eingesetzt hat.

Die Geschichte des Kunstrasens habe ich übrigens hier in unserer Homepage bereits früher einmal dargestellt ( https://archiv.rotationhockey.de/2016/hockey-route-54-9-geschichte-des-hockeykunstrasens.html ).

Kunstrasenhockey führte im Vergleich zum Naturrasenhockey zu „revolutionären“ Änderungen in der Hockeytechnik und in der Hockeytaktik. Ein Kunstrasen ist völlig eben und hat eine Halmlänge von ca  12 mm. Selbst ein guter Naturrasen ist nicht völlig eben und hat bestenfalls eine Halmlänge (Länge der Grashalme) von 20 mm. Da unser Platz nicht regelmäßig gemäht wurde, hatte er häufig  eine Halmlänge von 40 mm.  Ich entsinne mich an ein Punktspiel meiner damaligen Damenregionalligamannschaft wo die Halmlänge 6 cm betrug, weil das Sportamt den Platz nicht gemäht hatte. Springende –  und in der Hockeywiese „verhungernde“ Bälle waren keine Seltenheit. Das Brett legen war „lebensgefährlich“. Ein Spiel taktisch durch Rückpässe nach hinten auflösen war undenkbar, da zu riskant. ( Die technischen Mühen der Beherrschung springender Bälle habe ich gleichfalls versucht, im Film zu veranschaulichen. )

Wie bequem haben wir es heute. Der Platz braucht nicht mehr regelmäßig gewalzt, gemäht und gekreidet werden. Die Spielfeldmarkierungen wurden damals mit einem Kreidewagen aufgetragen. Das musste wöchentlich erfolgen, da die Kreidemarkierung innerhalb von einer Woche nicht mehr zu sehen war. Welche Probleme gab es zu lösen, wenn keine Kreide vorrätig war oder wenn der Kreidewagen defekt war? Ich selber trug die Spielfeldmarkierung vor einem Regionalligapunktspiel einmal per Hand auf, weil der Kreidewagen durch das Sportamt nicht rechtzeitig bereit gestellt wurde.

Solche und noch viel mehr Geschichten gibt es von früher zu erzählen. Ich habe versucht, sie in dem Film ins Bild zu setzen. Kaum eingegangen bin ich dabei auf Hartplätze, die es neben Naturrasenplätzen auch häufig gab. Das waren Plätze mit steiniger (!), granulierter Oberfläche. Die Verletzungsgefahren bei Stürzen kann man sich sicher leicht vorstellen.  … So war es anno dazumal.

P.S. Wie immer hier mein Aufruf: Ich suche Hockeyfreunde, die sich für die Geschichte des Hockeysports interessieren und die mit mir gemeinsam Hockeychroniken er- und bearbeiten.

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht am 4. April 2019 um 14:39 Uhr


Eine Antwort zu “Hockey-Route 54 Teil XIX: Hockeyplätze gestern und heute”

  1. Frank Haustein schrieb am 15. April 2019 um 18:22 Uhr:

    Hier passt ein Link auf die Homepage der Hockeyfreunde aus Torgau. Dort wird in Wort und Bild über einen Arbeitseinsatz zur Präparierung des dortigen Naturrasens in Vorbereitung auf die diesjährige Feldsaison berichtet. Die Feldsaison beginnt für die Hockeyspieler, die auf Naturrasen spielen im Mai, wird berichtet. Ich hatte darauf in meinem Beitrag aufmerksam gemacht. Durch unseren Kunstrasen haben wir also einen Vorlauf von einem Monat. Das sollte man wissen.
    … und hier der Link: https://www.hockey-torgau.de/fruehjahrsputz/?fbclid=IwAR0rOHxhJzOAxhqcC3LJusnPYO8tFBZlIltOq5H9IBKMag1u6tbRENfmvD8