Jeder kennt das Rentier mit der roten Nase. Aber wisst ihr auch, woher die ungewöhnliche Farbe kommt? Ich will es euch verraten.
Auch der Weihnachtsmann musste wegen Corona auf die Hygieneregeln bei seinen Mitarbeitern achten. Alle Wichtel halten seither beim Geschenke packen mindestens 2 Meter Abstand und dürfen während der Arbeit nicht mehr miteinander tuscheln und Vanillekipferl oder Zimtsterne naschen. Auch bei den Rentieren musste sich der Weihnachtsmann etwas einfallen lassen. Normalerweise dürfen sich die Rentiere vor Weihnachten immer im warmen Stall ausruhen und sich schonen, damit sie für den anstrengenden Weihnachtsabend fit genug sind. Aber weil die Tiere dort nicht genug Abstand zueinander haben, schickte der Weihnachtsmann die Hälfte auf die Koppel.
Rudolf war sauer. Auf der Koppel war es kalt und außerdem furchtbar langweilig, wenn man nicht mit den anderen spielen durfte. Also flog er eines Nachmittags, als es schon dämmerte, in die Stadt. Überall leuchteten Lichterketten und Sterne. Und ganz besonders hell leuchtete eine Koppel mitten in der Stadt. Rudolf freute sich: „Hier kann ich sicher neue Rentier Freunde finden“, dachte er sich. Doch als er gerade auf der Koppel landen wollte, spürte er einen furchtbaren Schmerz.
„Aua! Meine Nase!“
Was war das denn? Es sah aus wie ein Schneeball. Aber es war viel härter und nicht so kalt. Rudolf war noch ganz benommen, als er plötzlich 10 Kinder über sich sah. Wo waren die Rentiere hin? „Tut mir leid. Ich hab dich nicht gesehen. Das war wirklich keine Absicht“, sagte eins der Kinder. „Wir haben gerade Schlenzen geübt und ich hab mich so sehr konzentriert, dass…“ „Oh Gott, schau mal die Nase an! Die ist ja ganz dick und rot“, sagte ein anderes Kind. Jetzt kam auch die Trainerin dazu und fragte: „Soll ich dir einen Kühlakku holen?“ „Ja bitte“, schniefte Rudolf. „Wie sieht denn das aus, wenn ich mit einer dicken roten Nase vor den Weihnachtsschlitten gespannt werde. Womöglich werde ich sogar ausgewechselt. Oh nein. Das wäre furchtbar. Und dabei habe ich mich schon das ganze Jahr auf diesen Tag gefreut. Was soll ich denn jetzt machen?“ „Also erstmal legst du den Kühlakku auf deine Nase, damit aus der roten Nase nicht noch eine dicke Beule wird“, sagte die Trainerin. Doch das beruhigte Rudolf nicht sehr. Er dachte immer noch daran, dass er mit seiner Verletzung sicher am Heiligabend auf der Auswechselbank sitzen müsste und nicht mit den anderen losfliegen dürfte. Wäre er doch lieber auf der Koppel bei den anderen Rentieren geblieben und hätte brav mit Abstand einen ganz gewöhnlichen, langweiligen Tag gehabt. Dann wäre ihm das sicher nicht passiert.
„Schaut mal, es schneit“, rief plötzlich eins der Kinder. Doch kaum kamen die ersten Flocken herunter, kitzelte eine davon Rudolf an der Nase.
„Hatschi!“
Auf einmal schauten alle Kinder Rudolf ganz verdattert an. „Deine Nase leuchtet ja!“ Rudolf fing an zu schluchzen: „Also eine Beule auf der Nase hätte der Weihnachtsmann vielleicht noch übersehen, aber das?“ Da kann ich ja gleich hier bleiben. So nimmt mich der Weihnachtsmann niemals mit. Oder habt ihr schon mal ein fliegendes Rentier mit einer roten Nase gesehen?“ Da hatte Rudolf recht. Die Kinder hatten tatsächlich noch kein fliegendes Rentier mit einer rot leuchtenden Nase gesehen. Aber mehr als Rudolf zu trösten und sich zu entschuldigen, konnten sie auch nicht tun.
Am Abend erzählten alle Kinder zu Hause, was vorhin im Training passiert war. „Na klar. Ein fliegendes Rentier.“ Ihr habt ja eine blühende Fantasie.“ Aber auch, wenn die Eltern die Geschichte nicht glauben wollten, fühlten sich die Kinder schlecht. Wegen ihnen muss Rudolf wahrscheinlich im Stall bleiben, während die anderen Rentiere den Schlitten des Weihnachtsmanns ziehen. Vielleicht bekommen sie dieses Jahr auch gar keine Geschenke. Denn was ist, wenn Rudolf dem Weihnachtsmann erzählt hat, warum seine Nase so aussieht. Dann würden sie ganz bestimmt auf die Liste mit den Kindern kommen, die diese Jahr unartig waren.
In den folgenden Tagen fing es an zu schneien. Am Anfang waren es nur ein paar Flocken, die gleich wieder schmolzen. Doch von Tag zu Tag wurde der Schnee mehr und mehr und blieb auf den Straßen, den Dächern und auf dem Hockeyplatz liegen. Die Kinder freuten sich so über den Schnee, dass sie Rudolf schon fast wieder vergessen hatten. Sie bauten Schneemänner, lieferten sich Schneeballschlachten und fuhren Schlitten. Es schien so, als ob es nie mehr aufhören würde zu schneien.
Und am heiligen Abend tobte ein richtiger Schneesturm. Es war so bitterkalt und windig, dass plötzlich niemand mehr nach draußen wollte, um einen Schneemann zu bauen. Der Schneefall war so dicht, dass man kaum seine Hand vor Augen sehen konnte. Alle saßen drinnen im warmen Wohnzimmer unter dem geschmückten Tannenbaum und schauten bei Weihnachtsplätzchen und heißer Schokolade dem Schneegestöber draußen zu.
Als es langsam dunkel wurde und die Kerzen angezündet wurden, dachten die Kinder wieder an Rudolf. Draußen in der Ferne konnte man einen leisen Glockenklang hören. Und als die Kinder nach draußen schauten, sahen sie am Himmel einen goldenen Lichtschweif. Doch ganz vorne war ein rotes Licht zu sehen.
Manch einer sagt, er hätte an dem Abend eine Sternschnuppe gesehen. Aber die sind doch nicht vorne rot, oder?
Wir wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest mit euren Liebsten. Bleibt Gesund und munter.
Rolle Rolle!
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