1966 staunte die Hockeywelt als der DDR-Auswahltorwart Rainer Stephan in einer Länderspielserie gegen Indien erstmals die Torwartmaske zum Einsatz brachte. Wie wohl alle Neuerungen brauchte auch die Torwartmaske Zeit bis sie sich durchsetzen. Ich hatte darüber berichtet, dass das Tragen der Torwartmaske erst 1969 –also drei Jahre nach ihrem „Ersteinsatz“ offiziell durch das Hockeyregelwerk erlaubt wurde, und das zunächst auch nur im Hallenhockey.
Der Torwarthelm kam dann Ende der 1970-er Jahre auf. So ist in den Hallenhockeyregeln des DHSV der DDR von 1976 erstmals der Torwarthelm (neben der Gesichtsmaske) als zulässiger Ausrüstungsgegenstand des Torwartes genannt. Frank Schlageter (u a. 1980 als Torwart Deutscher Hallenmeister beim TG Frankenthal und dann Anfang der 1980 er Jahre beim Berliner HC) berichtete darüber in der DHZ vom 11. November 2013: „So war ich Ende der Siebziger Jahre der Erste im deutschen Hockey, der mit einem Helm statt der bis dahin üblichen Maske spielte und auch der Erste , der die gepolsterte Torwarthose benutzte.“ Es brauchte dann noch geraume Zeit bis der Torwarthelm sich durchsetzte Erst 1994 wurde das Tragen des Torwarthelmes im Hockeyregelwerk zur Pflicht gemacht.
1987 spielten unsere B-Mädchen erstmals mit Torwarthelm wie auf nachstehendem Foto zu sehen ist. Wir nahmen damals mit unserer Mädchenmannschaft an einem Turnier bei Bohemians Prag teil. Da in der DDR solche Helme schwer zu bekommen waren, kauften wir einen solchen eben in Prag.
Janka Haustein 1987 im Tor der Mädchen B von Rotation PB
Der Brustschutz kam vermutlich gleichfalls Anfang der 1980-er Jahre auf. Hier habe ich keine konkrete Jahreszahl, wohl aber ein Foto aus dem Jahr 1982
Eine wahrhaft revolutionäre Neuerung war dann der Einsatz von Kunststoffmaterial für die Torwartausrüstung. Der Prototyp „lag Ende 1983 auf dem Tisch“ berichtet der Vater der Kunststoffschienen und – Kunststoffkicker Frank Schlageter . In der DHZ Nr. 38 vom 14.11.2013 führt F. Schlageter ausführlich uns sehr informativ aus, wie es zu dieser Entwicklung kam. Interessant ist auch hier, dass der Anstoß –wie bei der Torwartmaske- vom Eishockey kam. F. Schlageter berichtet, dass ihn das Reboundverhalten der Eishockeytorwartausrüstung inspirierte. Auch diese Neuerung setzte sich nicht sofort durch F. Schlageter erzählt: „ „Mein Ding hat sich anfangs in keiner Weise durchgesetzt. Praktisch niemand wollte die neuen Schienen haben. Ich war sozusagen fast der einzige, der zwischen 1984 und 1986 in Berlin damit gespielt hat.“
Der Auswahltorhüter Michael Knauth verwendete beim Europacup im Februar 1992 erstmals Handprotectoren aus Kunststoff. Er war nach eigenen Angaben mit der Erste, der weltweit Handprotectoren für Torhüter aus Schaumstoff entwickelte. Die FIH verbot allerdings bei den Olympischen Spielen 1992 solche Handprotectoren wieder bevor dann die Verwendung ab 1993 international wieder zugelassen wurde.
… und heute 35 Jahre später kennt keiner mehr die guten alten Lederschienen und -kicker Wie die Zeit vergeht. Unsere Torwartlegende Dieter Rosenheinrich (Rose) kennt beide Torwartausrüstungen:
Der Einsatz von Kunststoffen ermöglichte es die Torwartausrüstung in anderen Abmessungen zu fertigen als das bei herkömmlichen Materialeinsatz möglich war. Das führte dazu, dass in das Hockeyregelwerk immer mehr detaillierte Festlegungen über technische Parameter der Hockeyausrüstung aufgenommen werden mussten. Erstmals wurden nach meiner Kenntnis bereits 1975 Festlegungen zu den Abmessungen von Torwartschienen getroffen. So ist in den FIH Rules of the Gamen of Hockey im Abschnitt Personal Equipment reglementiert, dass Goalkeepers`pads maximal 12 inches (30 cm) betragen dürfen. Der DHSV der DDR hat das in sein Regelheft 1976 (gültig ab 1.9.77) übernommen. Diese Regelung (30 cm Abmessung) ist für Kunststoffschienen beibehalten worden. Besondere Festlegungen waren mit dem Einsatz von Kunststoff für die Abmessungen des Handschutzes erforderlich. Diese Notwendigkeit führte sogar zu einer Begriffsänderung im Regelwerk. Bis 1996 gab es folgende Festlegungen für den Torwarthandschuh: Diese müssen einzelne Finger haben, die miteinander nicht verbunden sind. Ihre Vorderseite darf nicht breiter als 20 cm sein. 1996/97 wird der Begriff Torwarthandschuh durch den Begriff Torwarthandschutz ersetzt. Das ermöglichte größere Abmessungen (maximal 22,8 cm breit und 35,5 cm lang) und andere Formgebungen. Materialinnovationen gab es natürlich nicht nur bei Torwartausrüstungen sondern auch bei Schlägern und Bällen. Der Umfang solcher „technischen“ Festlegungen im Regelwerk führte schließlich dazu dass es 2004 erstmalig ein Extra-Heft zu den Hockeyregeln mit dem Titel „Technische Bestimmungen über Spielfeld, Zubehör und Ausrüstung“ gab.
Zeittafel:
1966 – Erstmals Torwartmaske
1969 – Torwartmaske offiziell erlaubt
1976 – Torwarthelm wird als zulässige Torwartausrüstung in das Regelwerk aufgenommen
Ende der 1970-er Anfang der 1980-er Jahre – erstmals gepolsterte Torwarthose und Brustschutz
1983 – Prototyp der Kunststoffschienen und –kicker
1992 – erstmaliger Einsatz von Handprotectoren (Torwarthandschutz) aus Schaumstoff, deren Einsatz bei den Olympischen Spielen 1992 allerdings wieder verboten wurde, bevor ihr Einsatz 1993 dann wieder international zugelassen wurde.(Michael Knauth in DHZ Nr. 38 vom 13.11.2003)..
1994 – Helmpflicht
1996/97 – im Regelwerk wird der Begriff Torwarthandschuh durch den Begriff Torwarthandschutz ersetzt
2004 – im Regelwerk wird ein eigenständiges Kapitel “ Technische Bestimmungen über Spielfeld, Zubehör und Ausrüstungen“ aufgenommen
(Ich danke Dr. Günther Conradi, der mir unter Verwendung seiner umfassenden Sammlung von Hockey-Regelheften Informationen zuarbeitete)
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