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Hockey – eine Zeitreise Teil XII: Die Revolution des Hockeyschlägers – die Keule (Kufe)

Die Zeit zwischen Hallen- und Feldsaison gibt mir erneut Gelegenheit, um auf Hockeyzeitreise zu gehen. Ich habe in dieser Serie bereits über die Geschichte der Regeländerungen (Teil 1 bis Teil 9) sowie über die Revolution der Torwartausrüstung (Teil 10 und 11) berichtet. Mein Anliegen bestand und besteht u. a. darin aufzuzeigen, wie die Änderungen im Regelwerk und im Equipment (Torwartausrüstung, Hockeyschläger und Hockeybälle sowie Spielfläche Hartplätze, Naturrasen, Kunstrasen) unseren Sport über die Zeit verändert haben. Hockey heute ist ein anderes Hockey als Hockey gestern.
Das möchte ich den folgenden Beiträgen am Beispiel der Revolution des Hockeyschlägers verdeutlichen.
Wenn Hockeyschläger der 1950-er und Hockeyschläger von heute miteinander verglichen werden, fallen zwei Unterschiede sofort ins Auge. Die Kufe der Schläger (auch als Keule bezeichnet) ist heute wesentlich kürzer als die lang gezogene Hockeyschlägerkufe früherer Jahre und das Material, aus dem Hockeyschläger bestehen , ist völlig verschieden.

Die Hockeykufe:
Die kurze, sogenannte asiatische oder auch indische Kufe verdrängte seit den 1950-er Jahre die langgezogene Hockeykufe.

Hockeykufen im Wandel der Zeit: Die Kufen dieser Holzschläger stammen a) (unten) aus den 1930-er Jahren; b) (Mitte) aus den 1950-er Jahren und c) (oben) Ende der 1980-er Jahre

Der Name „asiatische (bzw. indische) Kufe“ verrät den geografischen Ursprung dieser Kufe. Sie wurde im asiatischen Raum, namentlich in Indien zuerst eingeführt und führte zu einer Revolution der Hockeytechnik, die den Indern bis in die 1950-er Jahre eine Vormachtstellung im Hockey ermöglichte. Die kurze Hockeykufe ermöglichte die frontale Ballführung vor dem Körper, also auch das Vorhand-Rückhand-Dribbeln als neues technisches Element. Solche für damalige Verhältnisse revolutionären Änderungen setzten sich nicht widerspruchslos durch. So schmunzelt man heute sicher über die Einschätzung des Trainers der DDR-Damennationalmannschaft Horst Schön, der im „Hockeyspiegel“ Nr.7/1956 meinte, dass es sich um eine Modetorheit handelt. Dazu Horst Schön:
„… meine immer wieder seit Jahren persönlich jedem gesagte Ansicht über das Spielen mit der kurzen indischen Hockeykufe: … lehne ich diesen für unser deutsches europäisches Land-Hockey nicht geeigneten Schläger ab! Ausgenommen Hallenhockey. Wenn ein harter Schlag bzw. Torschuss nicht 100 % ig in der verkürzten Schlagfläche sitzt, geht er oft hoch und meist unkontrollierbar weit neben das Ziel ….Außerdem ist es meine Ansicht, werden die Spieler dazu verleitet, mehr als nötig „Rückhand“ zu spielen, was wiederum oft zu weich, meist aber ungenau geschieht. Resultat zusammengefasst: „Modetorheit“. Mit dieser Keule wird dem glücklichen Zufall zu viel überlassen, die 100%-ige Genauigkeit im Zuspiel geht verloren!“

Die mögliche Formgebung der Kufe ist natürlich abhängig vom verwendeten Material. Bis in die 1990-iger Jahre wurde mit Hockeyschlägern gespielt, die aus Holz hergestellt wurden. (Dazu mehr in einem späteren Beitrag). Noch bis zu Beginn der Feldsaison 2000 musste zumindest die Kufe des Stockes aus Holz bestehen. Damit war bis dahin der Formgebung der Kufe materialbedingt Grenzen gesetzt. Erst der Einsatz von Kunststoff erlaubte es, maßgeschneiderte Kufenformen zu produzieren, Anschaulich wird das mit der folgenden Abbildung, die ich unter Wikipedia / Martin ZigZag
( https://de.wikipedia.org/wiki/Hockeyschl%C3%A4ger ) gefunden habe:

Die Bandbreite der durch den Kunststoffeinsatz möglichen Formgebung der Kufe, machte es erforderlich, in das Regelwerk „Technische Bestimmungen“ über Form und Maße der Kufe aufzunehmen. Zulässig sind demnach nur Kufen, die die Form eines „J“ oder eines „U“ haben und die nicht mehrfach gekrümmt sind. Außerdem wird für die U-Form die maximal zulässige Höhe der Krümmung, nämlich 10 cm, festgelegt; d. h. in der U-Form darf die Kufe nicht höher als 10 cm in Richtung des Schlägerschaftes gebogen sein.

Schön, und warum das? Eine Mehrfachkrümmung (also z.B. in zweifacher U-Form und in beliebiger Höhe würde bei einem Torwartschläger –wie leicht einzusehen ist- eine unzulässige „Brettbildung“ und damit eine unzulässige Abwehrmöglichkeit zulassen.

… und noch ein Blick zurück in die Vergangenheit der Hockeykufe. Die früheren Holzhockeyschläger hatten materialbedingt eine wesentlich geringere Schlaghärte als die heutigen Kunststoffschläger. Um die Schlaghärte zu erhöhen verwandten insbesondere Verteidiger und Eckenschützen „kopflastige“ Hockeyschläger, also Hockeyschläger, deren Kufe besonders schwer war. Um das zu erreichen, gab es zwei Möglichkeiten. Nicht zulässig und trotzdem gelegentlich praktiziert wurde das punktuelle Aushöhlen der Kufe und das anschließende Ausgießen mit Metall. Ich hatte bereits an anderer Stelle berichtet, dass einer unserer früheren Herrenspieler, Wolfgang Voye, uns immer freudestrahlend seinen so präparierten Hockeyschläger vorzeigte. Eine andere Möglichkeit bestand darin, extrem dicke Kufen zu verwenden.
Allerdings gab (und gibt) es für die Dicke der Kufe gleichfalls Begrenzungen. Ein regelkonformer Hockeyschläger muss durch einen Ring mit einem Durchmesser von 5,1cm passen.

Frank Haustein

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