Auf unserer Homepage ist zu lesen: „Hockeyequipment und alle Stücke der Rotation-Kollektion sind bei unserem Partnershop A+B Prosport erhältlich“ So einfach ist das heute.
Zu DDR-Zeiten war das ein Traum. Dabei war die DDR noch in der günstigen Situation, dass Hockeyschläger durch den VEB Sportgeräte Görlitz selbst produziert wurden (s. dazu „Hockeyspiegel 5/1977, S.7). Diese einstmals private Firma „Otto Gonschior“ produzierte bereits seit 1919 Hockeyschläger. Sie trugen den Markennamen Gero. Unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten der DDR, standen der Firma die erforderlichen hochwertigen Holzrohstoffe nicht oder nur in begrenztem Maße zur Verfügung. Die Schläger der Marke „Gero“ hatten demzufolge –wie in meinem vorherigen Artikel angedeutet – eine schlechte Qualität und wurden in unserem Jargon daher geringschätzig als „Gero-Eiche“ bezeichnet, wenngleich der Schaft natürlich nicht aus Eichenholz bestand.
Hochwertige Hockeyschläger wurden in begrenzter Stückzahl aus Indien importiert. Diese Hockeyschläger wurden aber nicht im Einzelhandel verkauft (um den Kauf durch Nichthockeyspieler zu vermeiden), sondern wurden über einen zentral durch den Trainerrat des DDR-Hockeysportverbandes erarbeiteten Verteilerschlüssel den Hockeysektionen zugeteilt, die dieses Hockeyschlägerkontingent durch das Sporthaus Brühl in Leipzig abrufen konnten. So erhielt unserer BSG Rotation PB folgende Zuteilungen:
1980: 10 Hockeyschläger von DDR weit 515 indischen Hockeyschlägern
1981: 10 Hockeyschläger von DDR weit 525 indischen Hockeyschlägern und
1982: 8 von Hockeyschläger von DDR weit 380 indischen Hockeyschlägern.
Ich bitte darüber nicht einfach hinweg zu lesen, sondern sich das vor Augen zu halten. Unserer Sektion (unserem Verein) wurden in den genannten drei Jahren insgesamt 28 indische Hockeyschläger zugeteilt. Heute unvorstellbar. So war das aber. Unvorstellbar ist sicher auch, dass diese Zuteilung im Aufgabenbereich des Trainerrates des DHSV lag.
Um diese Importabhängigkeit zu vermeiden, wurde in der DDR unter dem Schlagwort „Importablösung“ in den 1980-er Jahren daran gearbeitet, Hockeyschläger ohne importierte Rohstoffe herzustellen. Dazu wurden Versuche unternommen „verleimte Vollhockeyschläger“ herzustellen, Das waren Hockeyschläger, die aus mehreren Sperrholzschichten verleimt wurden. Diese zu Ende der DDR durch die Firma Reinhardt Mißler in Meerane produzierten Hockeyschläger wurden notgedrungen vor allem im Kinderbereich genutzt, waren eine reine Notlösung und qualitativ völlig unbrauchbar.
Linkes Bild: unten Hockeyschläger der Firma Gonschior aus den 1950-er Jahren, darüber „Sperrholzschläger“ der späten 1980-er Jahre der Firma Mißler.
Rechtes und unteres Bild: Die Sperrholzstruktur der Keule ist gut erkennbar.
Die nachstehende Niederschrift eines Arbeitsgespräches zwischen dem DDR-Hockeysportverband und der Koordinierungsstelle des VEB Kombinat Sportgeräte verdeutlicht, wie unter den Bedingungen einer zentralistisch gesteuerten Mangelwirtschaft sowie unter den Bedingungen permanenter Devisenknappheit Problemlösungen gesucht wurden:
„ Trotz vieler Aktivitäten seitens des Sportgerätewerkes zur Importablösung von Manilarohr, verbunden mit der Entwicklung neuer Schläger (5 verschiedene Lösungsvarianten), konnten keine vom Verband akzeptierten Lösungen gefunden werden. … Für 1986 wurden nachfolgende zwei Lösungsvarianten zur Abdeckung der festgelegten Versorgungsgröße von 2T Stück Landhockeyschläger abgearbeitet.
1. Kontinuierliche Entwicklung eines Hockeyschlägers auf der Basis der … Lösungsvariante eines verleimten Vollhockeyschlägers. Hierzu müssen noch bestimmte Modifikationen für den Schaftbereich (zur Sicherung der notwendigen Elastizität) gefunden werden.
2. Vom Kombinat Sportgeräte wurde dem Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie ein Entscheidungsvorschlag mit zwei Varianten unterbreitet: a) Import von Manilarohr zur Herstellung von Hockeyschlägern nach bisher üblicher Technologie (Aufwand pro Schläger 12 Valutamark), b) Import von Hockeyschlägern aus dem NSW (Anmerkung: NSW steht für Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) entsprechend der angemeldeten Bedarfsgröße des Verbandes für das Planjahr 1986 (Aufwand pro Schläger ca 54 Valutamark):“
Ich habe diesen Protokollauszug hier aufgeführt, um zu zeigen, unter welch schwierigen materiellen Bedingungen wir Hockeysportler in der DDR unseren Sport „am Leben erhielten“
Das ist jetzt schon wieder gute 30 Jahre her.
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